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Die Kulturtipps beginnen 2018 tänzerisch, prickelnd und schwarzhumorig – von Bach bis Begierde.

Legende und Lebendigkeit: Die Goldberg Variationen von Bach

„Meistens, wenn ich etwas spiele, und dazu gehören auch die Goldberg Variationen, möchte meine Tochter dazu tanzen“, sagt Jean Muller, Pianist aus Luxemburg. Schon vor drei Jahren brachte er das Konzerthaus in Berlin zum Beben, als er einen fulminanten Klavierabend mit Werken von Liszt bestritt. Nun also Bach. Die Goldberg Variationen, die der große Komponist einer Legende nach als Einschlafhilfe für den russischen Gesandten am Dresdner Hof konzipierte. Dabei sind sie eher dafür gedacht, in den vielen schlaflosen Nächten dem Adeligen eine angenehme Untermalung zu bereiten, die für den Cembalisten Johann Gottlieb Goldberg ebenso schlaflos blieben. Indiz, dass diese Geschichte eher der Wahrheit entspricht, ist das ungemein Tänzerische der Stücke. Variantenreichtum und die Virtuosität machen das aktuelle Album des sympathischen Luxemburgers zu einem Hörgenuss, der immer wieder aufs Neue überrascht und nie langweilig wird. Viele musikalische Schichten fächern sich auf – von der wunderschönen Melodie bis hin zu komplexen Strukturen und kontrapunktischen Spielereien. Ein spannungsreicher musikalischer Genuss, an dem man sich nicht satthören kann!

Jean Muller
Bach: Goldberg Variationen BWV 988
Hänssler Classic 2017

Die Jagdsaison ist eröffnet!

Auf zur fröhlichen Jagd, „Halali“! Im aktuellen Roman von Ingrid Noll reist die schwarzhumorige Krimiautorin mit uns ins Nachkriegs-Bonn der fünfziger Jahre, als Frauen noch Sekretärinnen in adretten Kleidern waren und Männer den Hut zum Gruße lupften. Doch geht es natürlich keineswegs betulich zu, wenn Ingrid Noll die Jagd eröffnet. Ihre Heldinnen, Karin und Holda, staunen nicht schlecht, als sich an ihrer Arbeitsstelle im ach so langweiligen Innenministerium ein merkwürdiger Mitarbeiter mit dem entlarvenden Namen Burkhard Jäger herumtreibt. Eh‘ sich die zwei versehen, stecken sie mitten drin in einer Agentengeschichte, in der Romeos eine ganz besondere Rolle spielen. Vergnügt beobachten wir die jungen Frauen, wie sie zufällig, aber dann durchaus berechnend, nicht nur ihre Single-Freiheit ausleben, sondern auch die Gunst der Stunde für sich nutzen. Mit viel bitterbösem Humor gewürzt, starten wir ins neue Jahr mit einer kriminalistischen Zeitreise, bei der es den einen oder anderen Toten gibt.

Ingrid Noll
Halali
Diogenes Verlag, Zürich 2017

Prickelnder Psycho-Thriller aus Frankreich

Kaum ist das Champagner-Prickeln der Silvesternacht verklungen, entführt uns François Ozon in die ebenso prickelnden Abgründe von Begierde und Täuschung. Die junge Chloe verliert sich zwischen zwei Zwillingsbrüdern, die beide als Therapeuten arbeiten. In den einen, Paul, verliebt sie sich während der Therapie. Das Paar zieht zusammen. Doch als Chloe entdeckt, dass es noch Louis gibt, Pauls Zwillingsbruder, der ebenfalls als Therapeut arbeitet, ist ihre Neugier geweckt. Auch zu ihm geht sie in Therapie. Und stellt fest: Louis ist kalt, zynisch, arrogant und besitzergreifend – und er zieht sie magisch an. Chloe gerät in einen gefährlichen Strudel… François Ozon erzählt in ruhigen, gedeckten Bildern und langsamen Schritten, baut die Spannung subtil auf, ist ganz bei seiner Protagonistin. Es ist dies, gepaart mit der unnachahmlichen Art des französischen Films, die seine Anziehungskraft auch dieses Mal nicht verfehlt.

Kinostart „Der andere Liebhaber: 18. Januar 2018

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