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David Matusiewicz und Jochen A. Werner.

In ihrem neuen Buch »Künstliche Empathie. Wenn Maschinen Gefühle zeigen« machen die Digitalisierung- und Medizinexperten Prof. Dr. David Matusiewicz und Prof. Dr. Jochen A. Werner deutlich, dass Künstliche Empathie längst real ist:  Ein Smartphone, das Stress, Trauer und Euphorie erkennt und entsprechend reagiert, ist keine Fiktion mehr. Im Interview sprechen wir über die Chancen und Gefahren, die Künstliche Empathie mit sich bringt.

Was ist Künstliche Empathie und was fasziniert euch daran besonders?
David: Künstliche Empathie (KE) ist eine Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz. Sie beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie Empathie als Algorithmus programmierbar ist – und ob Technologie den Menschen möglicherweise empathischer machen kann. Diese Idee fasziniert, weil Empathie traditionell als eine der letzten rein menschlichen Domänen gilt und deshalb eine emotionale Diskussion entfacht. Mit unserem Buch möchten wir zeigen, dass wir längst mitten in dieser Entwicklung stecken: Empathie ist heute schon in vielen digitalen Anwendungen programmierte Realität. 

In eurem Buch stellt ihr einige Anwendungsfelder der Künstlichen Empathie vor, wo seht ihr ein besonders großes Potenzial?
Jochen: Für uns steht das Gesundheitswesen an erster Stelle. In Medizin und Gesundheit zeigt Künstliche Empathie ihr größtes Potenzial, da hier sprichwörtlich Leben und Tod auf dem Spiel stehen. Empathisch programmierte Systeme erleichtern den Zugang zu Angeboten, verbessern die Zielgruppenansprache und fördern dadurch eine höhere Compliance sowie Akzeptanz. Diese Faktoren wirken sich direkt positiv auf den Behandlungserfolg aus. Studien belegen bereits, dass empathische Chatbots nicht nur als fachlich kompetent, sondern auch als sympathischer wahrgenommen werden – ein entscheidender Vorteil in einem so sensiblen Bereich. 

Welche Chancen und Gefahren bringt Künstliche Empathie mit sich?
David: Das Leben an sich ist nicht ohne Risiko, und auch Künstliche Empathie hat ihre Grenzen und Gefahren. Ein Beispiel sind Wahlbeeinflussungen durch Bots in sozialen Medien, die gezielt auf Zielgruppen eingehen und dadurch ganze Wahlen manipulieren können. Die Technologie selbst ist weder gut noch böse – ihr Nutzen hängt von der Anwendung ab. Je menschenähnlicher und empathischer digitale Systeme werden, desto stärker können sie Beziehungen zu Menschen aufbauen. Das birgt einerseits Chancen, wie eine intensivere Unterstützung und individuellere Interaktion, andererseits auch Risiken, da diese Nähe im negativen Kontext für Manipulation oder Beeinflussung missbraucht werden könnte. 

Ihr schreibt zur Künstlichen Empathie: „Denn es betrifft uns alle!“. Wie nehmt ihr die gesellschaftliche Akzeptanz von Künstlicher Empathie wahr?
David: Die Akzeptanz von Künstlicher Empathie ist eng mit der von Künstlicher Intelligenz verknüpft. KI ist längst Teil unseres Alltags – sei es durch Google Maps, das uns den Weg weist, Microsoft-Produkte, die wir bei der Arbeit nutzen, oder Lifestyle-Apps, die unseren Alltag erleichtern. KI ist in nahezu jeder modernen Software integriert, und es ist kaum noch möglich, sie vollständig zu vermeiden, es sei denn, man führt einen sehr autarken Lebensstil. Der nächste Schritt ist die Integration von Empathie in diese Systeme. Damit wird sich Künstliche Empathie ebenso unvermeidlich wie KI selbst entwickeln – eine Technologie, die die meisten von uns im Alltag bereits akzeptiert haben, oft ohne es bewusst wahrzunehmen. 

Wen möchtet ihr mit eurem Buch erreichen?
Jochen: Unser Buch richtet sich sowohl an Entscheider:innen in Wirtschaft und Gesellschaft als auch an interessierte Laien, die sich dem Thema nähern möchten. Es ist ein Buch für alle, da Künstliche Empathie uns alle betrifft – vom Baby bis zu älteren Menschen. Themen wie Einsamkeit, die jede Altersgruppe betreffen können, stehen dabei im Mittelpunkt. Wir möchten aufzeigen, wie diese Technologie in unterschiedlichsten Lebensbereichen eine Rolle spielt und welchen Einfluss sie auf die Gesellschaft als Ganzes haben kann. 

Welches Buch habt ihr zuletzt gelesen?
David: Das ist eine spannende Frage, vor allem weil es uns manchmal so vorkommt, als würden wir mehr schreiben als lesen – einfach aus Zeitgründen. Wir sind schließlich keine Vollzeitautoren, sondern widmen uns dem Schreiben in unserer Freizeit, aber mit großer Begeisterung. Aktuell lese ich 1984 als Graphic Novel. Es ist erstaunlich, wie aktuell dieses Werk immer noch ist. Angesichts dessen denke ich, dass wir eine positive Utopie für das Jahr 2084 dringend gebrauchen könnten. 

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