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Über die vielen Glückwünsche zu unserem 20. Geburtstag habe ich mich sehr gefreut und bedanke mich bei allen Gratulant*innen. Den Dank möchte ich mit meinem Verlagsteam und mit unseren Autor*innen und Herausgeber*innen teilen. Für deren Anliegen, Analysen und Aufklärungen in Form von Sachbüchern haben wir alle zusammen diesen Verlag im Sinne einer Plattform als Begegnungsort von Büchern und Leser*innen gebaut.

Plattform? Klingt nach Plattform-Ökonomie, was in unserem Fall nur mittelbar zutrifft. Dazu später mehr. Ökonomie ist schon herausfordernd genug

Ökonomie mal zwei

Als Verlag für Wirtschaft und Gesellschaft machen wir die Ökonomie selbst zum Thema und sind in selbiger gleichzeitig Akteur, in dem wir wie ein „normales“ Wirtschaftsunternehmen Produkte entwickeln, produzieren und verkaufen. Auch nach 20 Jahren wollen wir uns nicht nur programm-, sondern auch vermarktungsseitig weiterentwickeln und am Puls der Zeit bleiben. Nicht zuletzt deshalb nehmen wir immer wieder Bücher von Marketing- und Verkaufsexperten ins Programm. Dieser Tage erscheint  »Verkauf. Schlau. Machen.« von Patrick Utz, der uns Inhaltsgetriebenen und Buchbesessenen daran erinnert, dass sich erfolgreiche Unternehmensführung primär an den Bedürfnissen der Kund*innen zu orientieren habe, man diese also gut kennen sollte, um nicht am Markt vorbei zu produzieren.

Aura versus Wirtschaftlichkeit?

Diese Vertriebsweisheit hat in der Buchbranche mehr Zündstoff als in anderen. Ein Buchverlag ist ein spezielles Unternehmen. Wie privatwirtschaftlich betriebene Theater, Opernhäuser oder Kunstgalerien geht von uns eine Aura aus, welche über die reine materielle Funktionalität eines Wirtschaftsunternehmens hinausgeht. Von uns erwartet man eine besondere Beziehung zum Produkt Buch. Und die haben wir auch! ABER: Im Akt des Vermarktens unserer Bücher ist diese Aura nicht immer zu erhalten. Das beginnt mit der Cover-Gestaltung und endet bei der schnöden Warengruppen-Einsortierung. „Was nützt es dem Buch, das ich es gelesen habe“, antwortete mir einst ein Buchhandelsvertreter auf meine Frage, ob er sich eigentlich mit den Büchern beschäftigen würde, um sie besser zu verkaufen.

Let’s sell: Plattformen 2004 und 2024

Wir machen Bücher für Leser*innen und diese sind nur zum kleineren Teil unsere Kunden, da zwischen den Leser*innen und dem Verlag noch der Handel, online und stationär, seine Geschäfte machen will. Und damit wären wir bei der oben erwähnten Plattform-Ökonomie, die der Buchhandel, insbesondere der Onlinehandel, in den vergangenen zwei Jahrzehnten verstanden hat, vor allem zu seinen Gunsten zu etablieren und weiter zu entwickeln (auch wenn es hier und da weh tat: als faire Marktteilnehmer*innen wollen wir ihm das nicht übel nehmen).

War diese Entwicklung in dieser Form, in dieser Größenordnung vor 20 Jahren absehbar? Ich habe es jedenfalls im Jahr 2004 nicht kommen sehen. Zehn Jahre später schon – auf dem Weg dahin haben mir einige Bücher zur digitalen Transformation der Wirtschaft aus unserem Programm geholfen, das Unabsehbare immer weiter in den Lichtkegel der Analyse und des Verstehens zu rücken. Ich danke unseren Autor*innen, allen voran von Dark Horse Innovation sowie Michael Pachmajer & Carsten Hentrich. Ihre und andere Analysen haben bei mir einerseits die ernüchternde Erkenntnis ausgelöst, dass wir als mittelständischer Buchverlag zwar ein Teil der Plattform-Ökonomie (als Content-Lieferant) sein können, aber die digitalen Architekturen dieser neuen Netzwerk-Ökonomie niemals strukturell mitprägen können. Um zu bestehen, sind wir auf unsere Anpassungsfähigkeit angewiesen. Das ist Entrepreneurship, das wiederum können und wollen wir denken, umsetzen, leben!

Hurra: wir setzen auf den Inhalt

Die uns gemäße Anpassungsstrategie zu finden, gelingt nicht primär entlang technisch-ökonomischer Pfade über die inhaltliche Beziehungsdichte zwischen Texten und Leser*innen. Mit dieser Beziehungsqualität finden wir unseren Ort im Storyverse der digitalen Plattform-Ökonomie (danke Bernhard Fischer-Appelt!). Und wollen uns damit einerseits unterscheiden von anderen Content-Akteuren (News-Plattformen, Social-Media-Plattformen etc.), wollen aber andererseits in ihnen vorkommen, wollen bei Instagram, LinkedIn &Co. sichtbare Spuren hinterlassen, die auf unser Primärprodukt „Buch“ hinweisen: Inhaltlichkeit ist unsere Primärtugend, digitale Vernetzung eine unverzichtbare Sekundärtugend.

Wir als Beziehungs-Ermöglicher und Plattform-Bildner?

Über die letzten 20 Jahre sind wir so ein konstruktiver und reflektierender Teilnehmer der Plattform-Ökonomie geworden. Unsere Teilnehmer-Rolle genauer in einer Begrifflichkeit zu fassen, bringt mich zur Funktion des Beziehungs-Ermöglichers: durch unsere Bücher ermöglichen wir unseren Autor*innen mit den Leser*innen in eine virtuelle Beziehung zu treten, in der fachlich und erzählend Zusammenhänge erschlossen, Chancen und Risiken für Wirtschaft und Gesellschaft erläutert und konstruktive Hinweise und individuelle Verhaltenstipps gegeben werden.

Als Verlag ist dies ein guter und stimmig anmutender Wirkungsort. Als Unternehmen rückt für die Zukunft die Aufgabenstellung nicht nur Teil einer Plattform zu sein, sondern selbst als Plattform-Bildner mit zu wirken, in den Vordergrund oder besser wie oben skizziert, in den Lichtkegel des Absehbaren. Um diese Absehbarkeit richtig einschätzen und einordnen zu können, bedarf es noch einiger guter Bücher, die uns dabei helfen. Mögen viele von ihnen auch in Zukunft unseren Verlag als ihren Ort finden.

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