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Bildungsgerechtigkeit, Digitalisierung, Nachhaltigkeit: Die Corona-Pandemie ist zum Brennglas für gesellschaftliche Schieflagen geworden. Der Digitalunternehmer und Publizist Robert Jacobi betont: Wir brauchen schon während der Pandemie einen Reboot, der die Weichen für eine Gesellschaft stellt, die ihre Digitalisierung vorantreibt, für faire Bildungschancen sorgt, nachhaltig wirtschaftet und lebt und vermeintliche Gegensätze eint. Über ideologische (Partei-)Grenzen hinweg. Kurz: Er liefert einen einen Code für einen neuen Zukunftsentwurf. 

Im Interview erklärt Jacobi, wie wir den Code für eine sozialere, digitale und nachhaltige Gesellschaft anwenden und positiv in die Zukunft blicken

2020 war für viele ein Jahr der Systemcrashs – brauchen wir dringend ein Update, oder ganz neue Hardware?

Es war für uns alle ein sehr schwieriges Jahr, und wenn es Positives gab, dann primär im jeweils individuellen, privaten Umfeld. Wenn ein System herunterfährt, wie das im ersten Lockdown und auch im Herbst teilweise der Fall war, entstehen daraus aber auch Chancen: Wir sehen besser, was fehlerhaft ist, wo Handlungsbedarf besteht, und probieren notgedrungen neue Lösungen aus. Dass die Wirtschaft sich rascher erholt hat, als gedacht, wir einen Impfstoff haben und in den USA einen Machtwechsel, das sind gute Voraussetzungen für einen Reboot in 2021. Unsere Hardware können wir als Gesellschaft nicht austauschen, unsere Software sollten wir aber dringend erneuern.

Robert Jacobi: Foto privat

Digitalisierung ist das Wort der Stunde. Warum klappt es immer erst im Ernstfall mit der tatsächlichen Veränderung?

Das stimmt mit Digitalisierung, aber, obwohl ich in diesem Feld zuhause bin, halte ich die Fokussierung auf diesen Begriff für gar nicht so richtig. Digitalisierung ist ein Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck. Wenn die Bundesregierung beispielsweise einen Digitalgipfel veranstaltet, sollte der eigentlich Bildungs-, Nachhaltigkeits-, Energie- und Gesundheitsgipfel oder so heißen. Denn digitale Technologien, Prozesse und Infrastruktur tragen, bei allen bestehenden Schwächen, dazu bei, uns alle klüger, gesünder, wohlhabender etc. zu machen. Zumindest, wenn wir sie richtig und verantwortungsbewusst einsetzen. Der Begriff Digitalisierung an sich ist zu abstrakt und macht vielen Menschen sogar Angst. Dabei entstehen durch technischen Fortschritt mehr, nicht weniger Jobs.

In „Reboot“ fordern Sie eine grundlegende Veränderung in Wirtschaft und Gesellschaft. Wie können wir sichergehen, dass Deutschland Post-Corona nicht genau wie vor Pre-Corona aussieht?

Genauso aussehen wird es allein deshalb nicht, weil viele Veränderungen sich nicht sofort zurückdrehen lassen, selbst wenn man das – beispielsweise bei der Staatsverschuldung – gerne täte. Abstandsregeln, virtuelle Meetings, Impfzentren werden unseren Alltag sehr viele Jahr prägen. Wenn wir es aber schaffen, nun nicht nur an eine neue Realität anzupassen, sondern diese auch zu gestalten, wird in einem späteren Rückblick das Positive überwiegen. Dazu brauchen wir gemeinsame Ziele, mehr Mut, um Lösungen auszuprobieren, eine gewisse Aufbruchstimmung in der Bevölkerung – damit lassen sich auch Populismus, Zukunftsangst und Rückwärtsgewandtheit überwinden. Dazu gehört übrigens auch, dass wir nicht nur Deutschland betrachten, sondern nach der Corona-Abschottung auch wieder den Blick auf Europa und die Welt ausweiten.

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