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Straßenkreuzer auf dem Malecón, Daiquiris im El Floridita, wo schon Ernest Hemmingway den berühmten Cocktail aus Limettensaft, Rum und Zuckersirup zu sich nahm, Cohiba-Geruch in der Luft: Erzählungen von Reisen nach Havanna klingen nach paradiesischen Zuständen. Doch befindet sich die kubanische Metropole nach Jahrzehnten Sozialismus und Wirtschaftsblockade an ihrem 500. Geburtstag weiterhin in einem Transformationsprozess.

500 Jahre Havanna: Wie die Stadt sich gerade wandelt

An der einen Straßenecke spielt eine kubanische Band für die Touristen in farbenfroh glänzenden Cadillacs „Buena Vista Social Club“  – und nur eine Ecke weiter verfallen ganz Straßenzüge, riecht es nach Abfall statt nach Zigarrenrauch und aus dem Auspuff des Ladas aus Sowjetzeiten steigt Qualm, der in jeder deutschen Stadt sofort Feinstaubgrenzwerte sprengen würde. Nach der von US-Präsident Barack Obama initiierten Entspannungspolitik hat gerade der Tourismus in Havanna deutlich an Fahrt aufgenommen. Diese zaghafte Öffnung von Handel, Auslandsinvestitionen und Ein- und Ausreise nahm allerdings Donald J. Trump Anfang 2019 wieder zurück – und versetze damit der aufstrebenden Tourismusbranche einen schweren Schlag. So dürfen beispielsweise ab Anfang Dezember US-Fluggesellschaften auf Kuba nur noch den Flughafen „José Martí International Airport“ anfliegen. Beliebte Ziele wie HolguÍn oder Varadero dürfen nicht mehr angeflogen werden. Für den Tourismus, ein großes Problem – umso wichtiger also, sich zum 500. Geburtstag der Stadt, die am 16. November 1519 gegründet wurde, trotzdem auf eine Entdeckungsreise zu wagen und Orte zu besuchen, die in Havanna sinnbildlich für die Gegensätzlichkeit der kubanischen Hauptstadt stehen und Transformation(en) der Stadt verdeutlichen.

Der „José Martí International Airport“

Dem José Martí International Airport in Havanna wird durch den Wegfall der anderweitigen Flugverbindungen aus der USA noch wichtiger – und symbolisiert alleine durch einen Blick auf die Fluglinien vor Ort die Geschichte des Landes. In den 70ern und 80ern vor allem von Fluglinien aus dem ehemaligen Ostblock bedient, landen seit der Teilöffnung in den 1990ern auch Charterflüge auf dem 1929 erbauten Flughafen. Und auch heutzutage ist der Flughafen ein Gradmesser für die internationale Verflechtungen Kubas. So stehen neben den nostalgisch anmutenden Iljuschin-Maschinen hochmoderne Flugzeuge von Air China, Turkish Airlines oder Air Angola. Zwar ist der Flughafen architektonisch wenig sehenswert, ist er dennoch ein Monument kubanischer Zeitgeschichte.

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Das ehemalige Prunkviertel Miramar

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts blühte der Stadtteil Miramar im Bezirk Playa förmlich auf. Neben Yacht-Clubs, Botschaften oder Country Clubs entstanden gerade um die Quinta Avenida herum weitläufige Villen und Parks. Nach der Kubanischen Revolution zwischen 1953 und 1959 emigrierten viele der Anwohner in die Vereinigten Staaten – und an die Stelle von Villen, die früheren Epochen nachempfunden waren, traten teilweise brachiale Bauten wie die Russische Botschaft oder das von Conrad Hilton eröffnete Hotel Habana Libre. Ein Streifzug durch dieses Viertel zeigt vor allem die Dynamik in der Stadtentwicklung in den vergangenen Jahren – wo mehrere gesellschaftliche Epochen aufeinandertreffen.

Die Dachterrasse des Grand Kempinski in Havanna Vieja

Das 5-Sterne-Hotel Grand Kempinski – mitten in der Altstadt von Havanna gelegen – wurde erst im Jahr 2017 eröffnet ist eins der luxuriösesten und modernsten Hotels des Landes. Und nirgendwo zeigt sich der Gegensatz zwischen altem und neuem Havanna deutlicher. Während sich unten auf der Straße das kubanische Leben abspielt, betritt man spätestens im Aufzug zur Dachterrasse eine andere Welt: Hier drehen Touristen aus aller Welt ihre Runden im Infinity-Pool, trinken bei Lounge-Musik überteuerte Cocktails und genießen einen großartigen Rundumblick über Alt- und Neustadt. Zumindest an diesem Ort hat der Kapitalismus dem Sozialismus mittlerweile den Rang abgelaufen.

Überfahrt: Die Fähre zur Christus-Statue nach Casablanca

Auch die Christus-Statue, die auf einem Hügel in Casablanca steht, offenbart einen tollen Blick auf den Malecón und die Altstadt von Havanna. Statt mit dem Taxi zur Statue zu fahren, lohnt sich der kleine Umweg mit der Fähre vom Festland – denn auch hier werden krasse Gegensätze deutlich: Das verglaste Fährterminal sieht von außen topmodern aus, und auch die Sicherheitskontrollen sorgen für Flughafenambiente. Die Sicherheitskontrollen mögen auf den ersten Blick seltsam anmuten, haben aber einen ernsten Hintergrund: Im Jahr 2003 haben mehrere Männer versucht, eine der Fähren gewaltsam zu entführen, um mit dem Schiff ins nur ca. 150 Kilometer entfernte Florida zu gelangen. Doch mit dem Betreten der Fähre fühlt man sich sofort 50 Jahre zurückversetzt. Die behelfsmäßig zusammengeflickten Boote haben ihre besten Jahre mindestens seit dem Fall des Eisernen Vorhangs bereits hinter sich, trotzdem ist die Überfahrt nach Casablanca und der Aufstieg zur Christus-Staue, der im Übrigen an einigen schönen Stadtgärten vorbeiführt, wunderschön.

Gastronomie: Das „El Cuarto del Tula“ in Havanna Centro 

Kubanische Küche ist gerade in den staatlich geführten Restaurants oft alles andere als ein Geschmackserlebnis – zum Schweinesteak werden meist Reis und Bohnen gereicht, Gewürze werden höchsten in homöopathischen Dosen verabreicht. Seit den 1990ern gibt es aber mit den sogenannten „Paladares“ großartige Alternativen, die die karibische Kochkunst wahrlich zelebrieren. So unter anderem das „El Cuarto del Tula“ im Zentrum von Havanna. Das Interieur würde man wahrscheinlich auch den Hipster-Test in Berlin-Kreuzberg bestehen, und auf den Teller gibt es moderne Varianten der lokalen Küche: Hier trifft auch mal die Ananas auf einen Hummer. Ein Ort der zeigt, dass sich in Havanna mittlerweile eine nicht zu unterschätzende Gastroszene entwickelt hat.

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