Vorlesen fördert. Das mag banal klingen, doch die positiven Auswirkungen des Vorlesens sind belegt – und langfristiger, als Sie vielleicht denken mögen. Auch anlässlich des internationalen Kinderbuchtags am 2. April sollten wir uns vergegenwärtigen, welche Macht wir Lesenden haben – und wie wir sie Kindern weitergeben können.
Vorlesen fördert Lesekompetenz
Wer vorliest, ermöglicht es Kindern nicht nur, in eine andere, dem Kind unbekannte Welt einzutauchen. Vielmehr fördert Vorlesen ganz nebenbei auch noch die Lesekompetenz (PDF) von Kindern – in heimischer Atmosphäre, weit entfernt vom Klassenzimmer und Unterricht, mit Spaß am Entdecken von Buchstaben, Worten und Geschichten. „Vorlesen verschafft Kindern einen deutlichen Startvorteil beim Lesenlernen – besonders, wenn es täglich geschieht“, schreibt die Stiftung Lesen (PDF). Do-it-Yourself-Förderung fürs Kind also, die Sie beim Vorlesen liefern. Und nicht nur das: Der Bayerische Rundfunk (PDF) fand heraus, dass auch Fähigkeiten wie Wissbegierde, Konzentrationsfähigkeit und vorausschauendes Denken bei Kindern, denen täglich oder wöchentlich vorgelesen wird, deutlich stärker ausgeprägt sind als bei Kindern, die selten oder nie vorgelesen bekommen.
Lebensverlängernde Maßnahme: Lesen
Obwohl die positiven Effekte des Vorlesens vielfältig sind, mangelt es an der Umsetzung: Nur 15 Prozent der 6- bis 13-Jährigen liest täglich oder fast jeden Tag, stattliche 52 Prozent hingegen nehmen seltener als einmal pro Woche oder nie ein Buch in die Hand – auch das zeigt die Studie des Bayerischen Rundfunks. Trotz Aufwärtstrend bei der Lesekompetenz deutscher Schüler in den PISA-Studien (PDF) besteht also noch weiter Luft nach oben. Im Übrigen können auch die Erwachsenen von der Leseförderung profitieren. Wissenschaftler der Yale University konnten im Rahmen einer zwölfjährigen Studie belegen, dass Vielleser, die mehr als dreieinhalb Stunden pro Woche lesen, eine höhere Lebenserwartung haben als Nichtleser. Die Lebenserwartung der Vielleser lag um 23 Prozent über der von Nichtlesern, was auf ein fast zwei Jahre längeres Leben hinausläuft.
Wenn Sie mit Ihrem Nachwuchs also bereits die Nase in Bücher stecken und vorlesen: Sie dürfen sich auf die Schulter klopfen (und über etwas mehr Lebenszeit freuen). Für weniger vorlesefreudige Eltern ist es jedoch dringend an der Zeit, sich mit dem Gedanken an eine regelmäßige Vorlesestunde anzufreunden – sich selbst und dem Kind zuliebe. Die Autorin dieser Zeilen beispielswiese lernte bereits lange vor ihrer Einschulung Lesen – und das quasi über Nacht und ohne aktive Bemühung. Sollte es Ihnen an eigenen Kindern zum Vorlesen mangeln, auch kein Problem: In vielen Städten werden Vorleser gesucht, etwa in den Bücherhallen Hamburg.
Wecken Sie Fantasie – Ihre und die der Kinder
Machen Sie sich also zusammen mit (Ihren) Kindern auf in neue Welten, erkunden Sie gemeinsam imaginäre Orte und die Möglichkeiten der Fantasie. Seien Sie sicher: Aus der Perspektive des Vorlesers werden Sie noch einmal eine ganz neue Seite am Lesen und Lauschen von guten Geschichten entdecken.
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