Subscribe & Follow:

Zwischen Pandemie-Zittern, nachhaltigem Wandel und der digitalen Arbeitswelt der Zukunft finden sich viele Organisationen heute im Sog der Transformation wieder. Um diesen dynamischen Veränderungen zu trotzen, müssen Menschen in der Wirtschaft jetzt neue, flexible Denkmuster entdecken. Zwei Transformationsmanager haben eine Antwort gefunden – das „Human Business Design“.

Im Interview erklären die Autoren Christian Völkl und Matthias Meifert, wie Unternehmen es jetzt schaffen, auch unbekannte Gewässer sicher zu navigieren.

Mit dem Human Business Design-Denken haben Sie einen Ansatz entwickelt, der es Unternehmen ermöglichen soll, in unserer wechselhaften Arbeitswelt die Nerven zu bewahren. Angesichts der überraschenden Entwicklungen der letzten Jahre – von der ökologischen Wende bis zur COVID-19-Pandemie – wie können wir uns überhaupt auf die Zukunft vorbereiten?

Völkl: Sich auf die Zukunft vorzubereiten, heißt ja nichts anderes, als täglich einen Schritt zu gehen. Es ist ja mitnichten so, dass wir jetzt ganz lange in der Trainingskammer verschwinden und dann in paar Jahren kommen wir wieder raus und die Zukunft steht vor der Tür. Die Frage ist doch, wie können wir mit anderen Menschen und der Umwelt an sich in Resonanz treten, um uns gegenseitig in produktiver Bewegung zu halten. Hier hilft uns das Ponton-Prinzip, die Komplexität dieser Transformationsprozesse willkommen zu heißen, sie vielleicht sogar zu umarmen.

Apropos Ponton: In Ihrem Buch ist oft von „Pontons“ und „Unternehmensschiffen“ die Rede. Warum ist diese Metapher so wichtig, um das Human Business Design zu verstehen?

Meifert: Wir haben diese Metaphern gewählt, um uns einfacher, anders und besser orientieren zu können: Schiffe und Meer, oder anders ausgedrückt: Unternehmensschiffe unterwegs auf dem großen Meer der Wirtschaft. Sie symbolisieren für uns das erfolgreiche Zusammenspiel von Menschen und Organisationen in einer dynamischen Umwelt. Diese Umwelt ist geprägt von permanenter Veränderung, sodass sich auch die Menschen und Organisationen fortlaufend anpassen müssen.

Dafür steuern sie die Pontons an, die wir als Reflexions- u. Beratungsflächen betrachten. Auf den Pontons treffen sie auf andere Unternehmen, auf andere Menschen, Strategien, Prozesse und Werkzeuge, wie sie zusammenwirken, um auf dem scheinbar unendlichen Meer navigieren und Kurs halten zu können. Auf den Pontons können die Menschen sich aufladen—für die unternehmerische wie individuelle Selbstüberprüfung.

Grafik Ponton

Sieben Pontons dienen den Leser*innen als Orientierungs- und Reflexionspunkte.

Monatlich informiert werden: Noch mehr Hintergründe rund um Wirtschaft und Gesellschaft gibt es in unserem Newsletter. Jetzt abonnieren!

Derzeit zwingt uns vor allem die Corona-Pandemie in vielen Bereichen der Arbeitswelt zum Umdenken. Welche großen Fragen sollten sich Unternehmen jetzt stellen?

Völkl: Heute schon für alle erlebbar ist die Frage nach dem Arbeitsort bzw. wie hybride Zusammenarbeit organisiert wird, wenn die Menschen an unterschiedlichen Arbeitsorten tätig sind. Hier schließen sich Fragen nach Führung, Leistungsmanagement, Identifikation mit dem Unternehmen, Wellbeing und vieles mehr an.

Vor allem aber gibt uns die Pandemie-Situation jetzt schon einen Vorgeschmack auf das, was mit der Bewältigung des Klimawandels auf uns zukommen könnte. Denn die Spannungen, die wir heute im „Kleinen“ mit der Pandemie erleben, werden um ein Vielfaches größer werden, wenn wir die vor uns stehende wirtschaftliche wie soziale Transformation nicht erfolgreich gestalten.

Meifert: Ganz genau. „In welcher Welt wollen wir zukünftig wie leben?“, ist damit die große Frage, die sich nicht zuletzt auch Unternehmen zu stellen haben.

Etliche Unternehmen werden nach der Corona-Pandemie anders aufgestellt sein als davor. Personal und Strukturen sind im Wandel. Wie lässt sich ein neues Vertrauensverhältnis zwischen Führungsebene und Mitarbeitern aufbauen, das den dynamischen Veränderungen unserer Zeit trotzt?

Völkl: Handelt es sich wirklich um ein „neues“ Vertrauensverhältnis? Vertrauen bedeutete schon immer, seinem Gegenüber zu vertrauen, dass sie oder er nicht entgegen meinen Interessen handelt. Die Frage lautet daher vielmehr, was wir als Menschen voneinander brauchen, um eben dieses Zutrauen ineinander zu entwickeln. Hier geht es also vor allem um Werte wie Verbindlichkeit, Respekt oder Verantwortung, die—eben weil sie so unabhängig von Trends und Moden sind—Verlässlichkeit in der Dynamik der Umweltveränderungen bieten.

In welcher Welt wollen wir zukünftig wie leben?

Im Zuge der digitalen Transformation schwinden auch die Barrieren zwischen digitalen und physischen Räumen. Wie lassen sich diese verschmolzenen Welten vereinbaren, ohne dass wir auf Kontrollmechaniken à la Big Tech zurückgreifen müssen?

Meifert: Es ist wahr, virtuelle und reale Räume verschmelzen immer mehr miteinander. Wie schon mehr als einmal in der Geschichte der Menschheit werden wir daher vor der Frage stehen, ob wir alles, was technologisch möglich erscheint, für menschenwürdig und sinnvoll betrachten. Und wenn nicht, wie gut es uns dann gelingen wird, uns selbst zu disziplinieren. Denn auch hinter Big Tech stecken letztlich Menschen, die diese Systeme betreiben und verantworten.

Sie mochten den Artikel? Dann folgen Sie uns doch bei Twitter, Facebook oder LinkedIn und bleiben Sie über neue Themen auf dem Laufenden!

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Schließen