Seinen Müll recyceln, gebrauchte Materialien weiterverwerten, bewusster Konsum von Lebensmitteln: das alles lässt sich unter dem Schlagwort Nachhaltigkeit fassen. Fair produzierten und gehandelten Kaffee zu kaufen ist für einige daher bereits zum Standard geworden, doch darüber hinaus gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, nachhaltig zu leben – und einige nachhaltige Startups möchten ihren Teil dazu beitragen, etwa solche aus Hamburg. Auch wenn die Produkte und Startups sich voneinander unterscheiden, lassen sich doch vier übergeordnete Bereiche identifizieren, die nachhaltig werden sollen – Design und Fashion, Food, Recycling und Verpackung sowie Mobilität.
Nachhaltige Startups: DESIGN und FASHION
Bei Design und Fashion spielt häufig Upcycling eine große Rolle – also aus Altem Neues zu machen. In diesen Sinne nachhaltig zu sein, sozial und fair zu produzieren, das wollen sowohl das jüngere Startup Dievers als auch Bridge & Tunnel, das schon 2015 gestartet ist. Das multinationale Team von Bridge & Tunnel produziert mitten in Hamburg aus Jeansstoffen, die entweder Alttextilien oder Materialüberschüsse sind, vielfältige Kleidungsstücke, Accessoires und Inneneinrichtung. Dabei wird gesellschaftlich benachteiligten Menschen ein fester Arbeitsplätze und zusätzliche Rund-um-Betreuung geboten. Die jungen Gründer von Dievers nutzen hingegen ausrangierte Materialien wie Feuerwehrschläuchen und Warnkleidung und fertigen daraus lokal und zum Großteil in Behindertenwerkstätten robuste und einzigartige Rucksäcke, Hocker, Liegestühle und weitere Produkte. Aber auch dem Material Leder nähern sich Startups aus unterschiedlichen Perspektiven für nachhaltiges Design an: fritzvold nutzt ein komplett recycelbares Papier-Kunstleder, welches aus Cellulose und Latex besteht und ähnliche Eigenschaften besitzt wie Leder – es ist robust und nach längerem Gebrauch ähnlich weich. Daraus produziert das Startup fair und nachhaltig Geldbörsen verschiedener Formate und Taschen – ohne tierische Stoffe. Im Gegensatz dazu legt NOY Wert auf das traditionelle Lederhandwerk und hohe und nachhaltige Qualität des Leders, aus dem sie Taschen und Accessoires fertigen. Diese werden in Hamburg designt, in einer deutschen Ledermanufaktur handgefertigt und die Lederwaren kommen nur von europäischen Lieferanten, die sich durch die höchsten Zertifikate nachhaltiger und ökologischer Produktion auszeichnen.
Nachhaltige Startups: FOOD
Im Bereich Food kann Nachhaltigkeit auf verschiedene Weisen realisiert werden: Zum einen setzt das Startup Frischepost sowohl auf frische, regionale Qualitätswaren direkt vom Erzeuger – vor allem kleinere Höfe und Manufakturen –, zum anderen auch darauf, diese klimaschonend direkt zum Konsumenten zu transportieren: Pfandboxen, Mehrwegverpackungen und kurze Lieferwege mittels Elektromobilität sind hierbei grundlegend. Anders nähern sich die Startups HNYMEE und LYCKA der Nachhaltigkeit, denn sie spenden mit jedem Verkauf einen Festbetrag davon an nachhaltige Projekte. Im Fall von HNYMEE, die regionalen Honig zu fairen Preisen vertreiben, geht die Unterstützung an Bienenschutzprojekte. Das Startup LYCKA, das für den bewussten Konsum ihrer nachhaltig erzeugten Bio-Produkte steht, spendet von jedem Produktverkauf einen Betrag an die Welthungerhilfe, mit dem Schulmahlzeiten in Buruni finanziert werden.
Nachhaltige Startups: RECYCLING + VERPACKUNG
Aus Agrarabfällen Verpackungen machen? Daran arbeitet Bio-Lutions. Dabei werden vor Ort die natürlichen Abfallstoffe, wie beispielsweise die Tomatenpflanzen, umgewandelt in eine Art Faserbrei, die dann in die entsprechende Verpackungsform gepresst wird. Pilotprojekte hat das Hamburger Startup bereits in China und Indien eingeführt.
Nachhaltige Startups: MOBILITÄT
Zentral für nachhaltige Mobilität sind die Möglichkeiten von und mit Elektromobilität. Vor allem im urbanen Raum steigen die Anforderungen an Logistik, Transport und dessen Planbarkeit. Das Startup NÜWIEL wird für seine Vision einer schmutz- und lärmfreien Stadt dieses Jahr sein erstes Produkt, einen elektrisch betriebenen Fahrradanhänger, auf den Markt bringen. Speziell für die Problematik, Produkte möglichst nachhaltig das letzte Stück direkt zum Konsumenten zu liefern – auch als Last Mile Logistik bezeichnet – soll dieser eine effiziente, flexible und nachhaltige Lösung sein. Auch das Startup Floatility will die Mobilität auf Kurzstrecken in urbanen Räumen verändern und diesen wieder mehr für Menschen erschließen. Darum haben sie ein Sharing Economy Modell mit elektrisch betriebenen efloatern – quasi Eletroroller – entwickelt. Einen neuen effizienten Ansatz für die Logistikbranche und (inter-) nationalen Transport bietet Cargonexx an. Das Hamburger Startup – aktuell Gewinner des European Startup Prize for Mobiliy – versteht sich als neuartigen Service für Spediteure und Frachtführer, der Transportaufträge und freie Kapazitäten durch künstliche Intelligenz und selbstlernende Algorithmen zusammenbringt – und somit den gesamten Prozess vereinfacht sowie Zeit und Geld spart.
Übrigens bietet LOOKAL.ME – auch ein Hamburger Startup – mit ihren Stadtplänen, die lokale, kleine Produzenten und Läden aufführen, einen kundenfreundlichen Überblick für nachhaltigen Konsum.
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