Subscribe & Follow:

Lange Zeit war die Idee einer CO2-Steuer politisch nicht gewollt, nun aber haben die Umweltminister der Länder den Bund einstimmig aufgefordert, die Einführung eines Preises für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid zu prüfen. Wenig überzeugt von der Idee zeigt sich Franz Josef Radermacher. Der Mathematiker, Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler warnt sogar: Eine CO2-Steuer könnte wohl primär weniger wohlhabende Menschen treffen – und somit dem sozialen Frieden schaden. 

CO2-Steuer oder weiterhin Cap and Trade?   

Radermacher erklärt: Die energieintensiven Teile der EU-Ökonomie operieren bereits heute im Rahmen eines Zertifikatesystems, dem sogenannten Cap and Trade System. Die Preise pro Tonne CO2 lägen aktuell bei etwa 25 Euro, das entspräche dem, was in den Medien häufig für die Steuer diskutiert werde. „Das Cap and Trade System wirkt zielgerichteter als eine Steuer“, so der Wissenschaftler. 

Steuern wirken national, das Klimaproblem ist global 

Ein weiteres Argument, das für Radermacher gegen die CO2-Steuer spricht, liegt in der Lokalität der Maßnahme. Denn der Klimawandel ist ein globales, lokal nicht zu begrenzendes Problem. Mögen wir in Europa eine entsprechende Steuer einführen, helfe dies trotzdem nicht gegen die zu erwartenden CO2-Zuwächse in den Entwicklungs- und Schwellenländern – denn diese seien um ein Mehrfaches größer als die Gesamtemissionen in Europa. „Offenbar kann eine zusätzliche Steuer auf CO2 in Europa, die möglicherweise auch noch nach sozialen Kriterien an die Bürger zurückgegeben werden soll, wenig zur Lösung der eigentlichen Probleme beitragen“, sagt Radermacher.  

Keinen Artikel aus dem Murmann Magazin mehr verpassen: Einfach bei Twitter, Facebook oder LinkedIn folgen!

Zu hohe Steuern würden Zusammenhalt der Gesellschaft gefährden 

Er rechnet vor: Eine Steuer von 30 Euro auf eine Tonne CO2 würde für Benzin eine Verteuerung von wenigen Cent pro Liter bedeuten. Heute betragen die Steuern auf Benzin aber ohnehin 65 Cent oder mehr. Die regelmäßigen Preisschwankungen bei Benzin seien höher als die potentielle CO2-Steuer. Daher resümiert der Wissenschaftler: „Steuern werden unsere Probleme nicht lösen, außer sie tun wirklich weh.“ Das Problem, das der Autor von „Der Milliarden-Joker“ bei sehr hohen CO2-Steuern weiterhin sieht: Sie wirken fast ausschließlich zu Lasten finanziell nicht gut aufgestellter Bürger, die auf diese Weise etwa aus dem Verkehrsgeschehen herausgedrängt werden würden. Dies sei unter dem Aspekt des Zusammenhalts der Gesellschaft problematisch. Gäbe man, um dies zu verhindern, die Steuer unter Beachtung sozialer Aspekte an die Bürger zurück, ginge die Fahrleistung insgesamt kaum zurück. 

Globale Ansätze als Mittel der Wahl 

„Wir sollten in Deutschland endlich beginnen, uns für globale Ansätze im Klimaschutz zu engagieren“, fordert daher der Wirtschaftswissenschaftler. Dazu gehören für Radermacher hochwertige, internationale Kompensationsprojekte, die insbesondere CO2 wieder aus der Atmosphäre herausholen, etwa über massive Aufforstung und über Humusbildung in der Landwirtschaft. Auch sollten wir substantielle Finanzmittel zum Erhalt der Regenwälder aufbringen. „Aber auch die Nutzung synthetischer Kraftstoffe im Rahmen einer Methanolökonomie, etwa in enger Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika, halte ich für eine gute Möglichkeit um langfristig Erfolge erzielen zu können.“ 

Monatlich informiert werden: Noch mehr Hintergründe rund um Wirtschaft und Gesellschaft gibt es in unserem Newsletter. Jetzt abonnieren!

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Schließen