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Wer online nach einer Jobbörse mit nachhaltigen und sinnstiftenden Jobs sucht, landet schnell bei GoodJobs. Einer der Köpfe hinter der Job-Plattform ist Paul Berg, der das Unternehmen 2016 gemeinsam mit David Diallo gegründet hat. Das war zu einer Zeit, als die Grünen bei der Sonntagsfrage noch nicht regelmäßig 20 Prozent oder mehr Zustimmung erhielten und an Fridays for Future noch niemand dachte. In diesen drei Jahren seit Gründung von GoodJobs hat das Thema Nachhaltigkeit einen anderen gesellschaftlichen Stellwert bekommen – und auf dieser Welle surft Paul Berg mit seinem Unternehmen. Mittlerweile bietet die nachhaltige Jobbörse auch ein eigenes Online-Magazin und den „Geil, Montag“-Podcast – kurzum ein umfangreiches Angebot für Menschen, die mit ihren Jobs nicht nur Geld verdienen und die Karriereleiter hinaufklettern wollen.

In unserem Interview erklärt GoodJobs-Gründer Paul Berg, wie er selbst arbeiten möchte und welche Unternehmen bei GoodJobs keine Stellenanzeigen schalten dürfen.

Herr Berg, freuen Sie sich auf Montage?

Noch nicht so stark, wie ich es eigentlich will. Also nicht immer. Es gibt leider noch ab und zu Montage, an denen ich es nicht schaffe meine Routinen durchzuziehen, um möglichst voller Vorfreude in die Woche zu starten.

Welche Routine meinen Sie?

Für einen richtig guten Start in die Arbeitswoche brauche ich selber einen eigenen Check-In, bei dem ich meine eigenen Aufgaben und Erwartungen der Woche vorstrukturiere. Generell freue ich mich aber immer mehr auf den Wochenbeginn und damit auch auf die Arbeit, weil es mir einfach Spaß macht und ich gerne Zeit mit meinem Team verbringe. 

Als Gründer und Geschäftsführer eines Startups kennt man meist keinen Feierabend und auch kein Wochenende. Wie ist das bei Ihnen?

Meine Idealvorstellung ist, dass Freie- und Arbeitszeit stärker verschmelzen als in der klassischen Aufteilung zwischen Arbeit und Wochenende. Ich will mich generell frei fühlen und arbeiten, wenn ich arbeiten will. Die Voraussetzung dafür ist, dass ich einen intrinsischen Antrieb für meine Arbeit habe und sie mir bestenfalls auch Spaß macht. Das ist zum Glück auch so. Trotzdem muss man frei sein auch erst einmal trainieren. Acht, neun Jahre Schulsystem und damit antrainierter Themen- und Arbeitsgehorsam in einer prägenden Zeit wie der Jugend sind nicht so leicht von der eigenen Festplatte zu löschen. Gleichzeitig befinden wir uns drei Jahre nach der Gründung mit GoodJobs in einer Phase, in der strukturierte Präsenzzeiten mit Kollegen eng abgestimmt werden müssen. Wenn ich also für mich feststelle, dass ich besonders gut von 17:00 Uhr bis Mitternacht arbeiten kann und will, dann kollidiert das eventuell stark mit den gewünschten Präsenzzeiten meiner Kollegen. 

Was GoodJobs von anderen Job-Plattformen unterscheiden soll, ist das Angebot von Jobs mit einem gesellschaftlichen Mehrwert beziehungsweise in einem nachhaltigen Unternehmen. Was für Unternehmen sind das, die bei Ihnen Job-Anzeigen schalten?

Unternehmen, deren Organisationszweck im Kern nachhaltig oder sozial ist. Die also durch ihre Arbeit einen positiven Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Das kann genauso eine große NGO sein wie ein Bio-Fairtrade Getränkeproduzent. Für jedes Pendant in der klassischen Wirtschaft gibt es mittlerweile ein Gegenstück auf der guten Seite der Macht. 

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Haben Sie auch schon Kunden abgelehnt, weil Sie Ihnen nicht nachhaltig genug waren?

Das kommt vor, ja. Es gibt bestimmte Themen, die bei uns auf einer Blacklist stehen und deshalb für unsere Plattform ausgeschlossen sind.

Zum Beispiel?

Relativ erwartbar tauchen da Wörter wie „Rüstungsindustrie“, „klassische Pharmakonzerne“ oder „fossile Brennstoffe“ auf. Von Unternehmen in solchen Branchen schreiben wir nicht mal den Nachhaltigkeitsmanager auf unserer Plattform aus. Dann gibt es allerdings auch Unternehmen, die noch nicht nachhaltig genug sind, sich jedoch auf einem guten Weg dorthin befinden. In solchen Fällen schreiben wir konkrete Positionen aus, die einen sozialen und nachhaltigen Bezug haben wie CSR-Manager oder eben Nachhaltigkeits-Manager. Nur Unternehmen mit einem konkret nachhaltigen Organisationszweck werden bei uns als „Good Company“ aufgenommen und dürfen somit jede Position ausschreiben. 

Auch bei Good Jobs müssen Sie Mitarbeiter bezahlen und somit Geld verdienen. Ist das ein schwieriger Spagat, einerseits mit seiner Jobbörse Sinn stiften zu wollen, andererseits aber eben doch auf Einkünfte und Ausgaben achten zu müssen?

Dieser Spagat ist alternativlos für uns, weshalb sich die Frage nach dem Schwierigkeitsgrad überhaupt nicht stellt. Wir sind überzeugt davon, dass soziales Engagement und Impact am besten funktionieren, wenn sie ein eigenes Geschäftsmodell haben und damit weitestgehend unabhängig von Akteuren aus der Wirtschaft oder Politik sind. 

Wir erleben gerade einen Nachhaltigkeits-Boom: Die Grünen sind im politischen Höhenflug, es gibt Klima-Demos und selbst die beliebten Plastiktüten verschwinden zusehends aus Geschäften. Merken Sie diese Entwicklung auch bei GoodJobs?

Ganz extrem, ja! Unsere Nutzerzahlen sind stark gestiegen, genau wie die Jobangebote auf unserer Plattform. Der noch schönere Effekt ist allerdings, dass sich mittlerweile nicht nur Öko-Pioniere und die klassische Reformhaus-Klientel für moderne und nachhaltige Arbeitgeber interessieren, sondern jeder Typ Mensch, der ein Bewusstsein für das Thema Sinn oder Nachhaltigkeit hat. Glücklicherweise sind das mittlerweile Millionen von Menschen in Deutschland. 

Wenn der Bereich der nachhaltigen und sinnstiften Jobs weiter boomt, könnten aber auch große Suchmaschinen gezielte Filtermöglichkeiten für diesen Bereich implementieren – und GoodJobs das Wasser abgraben. Fürchten Sie, dass sinnstiftende Jobs zu Mainstream werden?

Jeder Sozialunternehmer kämpft für das „Problem“, sich selber überflüssig zu machen. Davon abgesehen werden wir als Plattform von Jobsuchern vor allem geschätzt, weil wir authentisch und glaubwürdig sind. Wenn man so will, ist das eine Unique Selling Proposition, die nur schwer zu kopieren ist für die klassischen kommerziellen Jobbörsen. 

Abschließend ein Zwischenfazit: Hat es für Sie Sinn gemacht, GoodJobs zu gründen?

(grinst) Aus autotherapeutischer Sicht hätte es nicht sinnvoller sein können!

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