Subscribe & Follow:

Die Kulturtipps im September führen uns literarisch in den Louvre, kunsthistorisch ins Schloss Chantilly und mit barocker Turmmusik nach Danzig.

 

Kunstgeschichte als Abenteuer

Thomas Schlessers Roman „Monas Augen“ (https://feuilletonscout.com/monas-augen-meisterwerke-des-louvre/) ist eine Einladung – eine literarische Einladung ins Museum zu gehen. Nicht irgendein Museum. Nein, Thomas Schlesser geht mit seinem Lesepublikum in den Louvre. Und er entpuppt sich dabei als kluger, kenntnisreicher und unterhaltsamer Begleiter. Erzählt wird die Geschichte der zehnjährigen Mona, die nach einem kurzen Moment der Blindheit mit ihrem Großvater Woche für Woche den Louvre besucht. Herausgekommen ist eine kunsthistorische Reise, die Leser jeden Alters berührt. Mit 52 Meisterwerken als Stationen entfaltet sich ein erzählerisches Kaleidoskop, das Kunst nicht erklärt, sondern erlebbar macht. Schlesser, selbst renommierter Kunsthistoriker, gelingt das Kunststück, komplexes Wissen leichtfüßig und ohne akademischen Ballast zu vermitteln. Es inspiriert dazu, selbst wieder vor ein Original zu treten – oder sich zumindest in die abgedruckten Gemälde im Buch zu vertiefen. Ein Lesegenuss, der zeigt: Kunst ist kein elitärer Raum, sondern ein Schatz, der allen offensteht.

Thomas Schlesser
Monas Augen
Piper Verlag, München 2025

 

Mittelalter zum Staunen

Ein königlicher Schatz kehrt zurück: Das berühmte Stundenbuch „Très Riches Heures du Duc de Berry“, oft als „Mona Lisa der Handschriften“ bezeichnet, ist nach aufwendiger Restaurierung in einer Sonderausstellung im Schloss Chantilly (https://feuilletonscout.com/schloss-chantilly-mittelalterliche-meisterkunst/) zu sehen – und das erstmals gemeinsam mit den fünf weiteren Stundenbüchern des kunstsinnigen Herzogs. Die Miniaturen des Werks, entstanden ab 1410 durch die Brüder Limburg und später vollendet von Jean Colombe, zeigen das mittelalterliche Leben in leuchtenden Farben, feinen Details und goldverzierten Szenen. Ein Kalender, Heiligenbilder und Alltagsszenen entfalten sich wie ein Bilderbuch der Geschichte – so eindrucksvoll, dass selbst Umberto Eco sich davon inspirieren ließ. Die Ausstellung läuft bis zum 5. Oktober – danach verschwindet das Original wohl für lange Zeit. Ein kleiner Trost: Ende des Jahres erscheint ein neues, technisch brillantes Faksimile in limitierter Auflage.

Ausstellung „Les Très Riches Heures du Duc de Berry“
Bis zum 5. Oktober 2025 im Schloss Chantilly (eine Autostunde von Paris)

 

Alte Musik neu gehört

Mit seinem Ensemble Tubicinatores Gedanenses (https://feuilletonscout.com/turmmusik-und-barocktrompeten-in-danzig/) haucht Paweł Hulisz der barocken Turmmusik neues Leben ein. In Danzig, wo einst Johann Valentin Meder als Kapellmeister wirkte, stieß Hulisz auf vergessene musikalische Schätze, darunter eine Opernarie aus „Die beständige Argenia“ oder auch Kirchensonaten von Umstatt und Prustmann. Werke, die heute kaum jemand kennt, aber mit historischer Tiefe und musikalischer Raffinesse glänzen. Das Besondere der Aufnahme: Das Ensemble setzt auf Naturtrompeten und Pauken. Denn Hulisz möchte den authentischen Klang vergangener Jahrhunderte erfahrbar machen. Dafür wählt er Aufnahmeorte mit besonderer Akustik wie den Konzertsaal Niebo Polskie, um digitale Eingriffe zu minimieren und die Musik möglichst natürlich wirken zu lassen.
Die Turmmusik, einst akustisches Rückgrat städtischer Kommunikation, wird bei den Tubicinatores Gedanenses zur kulturellen Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Hulisz zeigt, wie Alte Musik mit tiefer Kenntnis, emotionaler Intuition und klanglicher Präzision auch heute noch berühren kann.

Tubicinatores Gedanenses et Arcus aduncti
Musica instrumentalis
cpo 2024

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Schließen