„Alles, was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien“, schrieb Niklas Luhmann in „Die Realität der Massenmedien“. Ohne jetzt in einen Diskurs über die Wirkungen und Einflussnahme der Medien abzuschweifen, halten wir einfach mal fest: Das, was wir wahrnehmen – egal ob sehen, hören, riechen, tasten oder schmecken – beeinflusst uns. Im Falle des Sehens werden unsere Sinne gerade vermehrt von US-amerikanischen TV-Serien angesprochen. Dortige Figuren fallen vermehrt nicht durch ihr Friede-Freude-Eierkuchen-Leben, sondern durch Kappeleien, Krisen und Kriege auf. Zwar rüttelt das nicht am Prädikat ‚Sehenswert‘ der Serien, doch die Karrieren dieser fünf Serienfiguren dienen nicht zur Nachahmung. (Und: Spoiler-Alert!)
Der Quereinsteiger: Walter White („Breaking Bad“)
Quereinsteiger sind in vielen Unternehmen durchaus willkommen: Sie bringen frische Blickwinkel mit, oft einen ganz anderen (sozialen, kulturellen oder beruflichen) Hintergrund und bergen das Potenzial zur Disruption. Damit sind wir auch quasi schon bei Walter White, der zum Wechsel vom Chemielehrer zum Drogenbaron keine Umschulung braucht, aber trotzdem einiges an Lehrgeld zahlen muss. „Heisenberg“, wie sich Walter White in der Drogenszene nennt, wird zum skrupellosen Mörder und hat nicht mehr viel mit dem Familienvater zu Beginn der Serie zu tun.
Der Gefallene: Rektor Figgins („Glee“)
Rektor zu sein ist nicht leicht. Noch weniger leicht ist es jedoch, Rektor an der William McKinley High School zu sein, in der auch Sue Sylvester agiert. Sie intrigiert nicht nur gegen ihn, sondern übernimmt dann sogar seinen Job – während er zum Hausmeister degradiert wird. Was an sich auch ein ehrenwerter Beruf ist, nur eben mit Sue als Chefin kein sonderlich erfreulicher.
Der Über-Leichen-Geher (1): Tyrell Wellick („Mr. Robot“)
Als Senior Vice President of Technology bei weltumspannenden Unternehmen wie E Corp könnte man auch eine ruhige Kugel schieben. Anders Tyrell Wellick. Denn er will CTO werden, bestärkt von seiner – nicht minder ehrgeizigen – Ehefrau Joanna. Dieser Wille gepaart mit seinem Hang zu Wutausbrüchen und Gewalt, die er gerne schon mal an einem eigens dafür bezahlten Obdachlosen auslässt, machen ihn zu einer überraschenden wie schockierenden Serienfigur mit einem Übermaß an beruflichen Ambitionen.
Der Über-Leichen-Geher (2): Cyrus Beene („Scandal“)
Cyrus ist der Inbegriff von US-Politik. Er ist gleichzeitig der Strippenzieher im Weißen Haus, das Kindermädchen des Präsidenten, Choleriker, liebender Vater und überambitionierter Politiker. Kaum eine Serienfigur wie die des Stabschefs von Präsidenten Grant ist so auf seinen Vorteil bedacht, durchtrieben und machtbesessen.
Die Frau für alle Fälle: Cersei Lannister („Game Of Thrones“)
Sie ist die Tochter von Tywin Lannister und Frau von König Robert Baratheon und schon allein deshalb eine der mächtigsten Frauen in ganz Westeros. Doch nur mit dem Job als Tochter oder gar Ehefrau der Männer in ihrem Leben gibt sie sich nicht zufrieden: Cersei ist engagierte Strippenzieherin, Intrigantin und Mutter, wobei letzteres zu neuen Intrigen und Strippengeziehe führt. In jedem Fall ist sie in Königsmund und innerhalb der Sieben Königslande bestens vernetzt und mehr als gefürchtet. In welcher Position sie abdankt, ist jedoch noch offen.
Dieser Beitrag erschien in ähnlicher Weise zuerst auf der mittlerweile eingestellten Seite So. Digi. Pop..
Titelbild: panthermedia.net / Phovoi R.