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Wer eine Vision für sein Unternehmen entwickeln will, der möchte damit festlegen, was der Sinn hinter dem Wirtschaften ist. Klingt nach PR und schöner Außendarstellung? Keineswegs, sagt Zukunftsinstitut-Geschäftsführer Harry Gatterer. Für ihn ist klar: Eine Organisation sollte eine Idee von sich selbst haben und diese in die Zukunft projizieren können. Doch wer für sein Unternehmen eine Vision entwickeln will, der braucht dafür Emotionen, so der Berater und Autor.

Im Interview erklärt Harry Gatterer, was eine gute Unternehmensvision ausmacht und warum es beim Entwickeln einer Vision auf Emotionen ankommt.

Herr Gatterer, vor rund eineinhalb Jahren erschien Ihr Buch „Future Room“, mit dem Unternehmer ihre versteckten Potenziale entdecken sollten – und auch ihre blinden Flecken. War die Unternehmensvision denn oft einer der blinden Flecken?

In der Tat ist die Vision im Unternehmen oft ein Blindspot. Denn jede Organisation bewegt sich durch das stetige Handeln und das Verhalten aller Beteiligten immer voran. Aber wohin führt dieses „voran“ eigentlich – gerade in dieser sehr komplexen, dynamischen, schnelllebigen Zeit? In vielen Organisationen sind die Antworten auf diese Frage diffus, uneindeutig. Und da ist uns klar geworden: Es gibt einen Mangel an Visionen. Und dieser Mangel kann auch nicht kompensiert werden, durch keine Fahrt ins Silicon Valley oder nach China.

Sondern?

Eine Vision ist etwas, was die Organisation für sich, aus sich heraus entwickeln muss. Eine Unternehmensvision ist etwas, was einer Organisation eine emotionale Vorstellung der Zukunft liefert, die sagt: Das wollen wir. Und das kommt von innen.

Harry Gatterer
Harry Gatterer ist Geschäftsführer des Zukunftsinstituts und Autor von „Future Room“.
Foto: © Zukunftsinstitut Wolf Steiner

Muss eine Vision bereits mit der Gründung des Unternehmens da sein?

Im Idealfall schon, ja. Wo es auf jeden Fall eine Vision braucht, ist bei Restrukturierungen, also wenn sich das Unternehmen weiterentwickelt.

Also braucht es keine regelmäßigen Zyklen, in denen eine Unternehmensvision überarbeitet wird, quasi eine Visions-Inventur?

Ich bin überzeugt: Wenn eine Vision formuliert wird und sie wirklich daran andockt, was bei der Organisation an emotionaler Kraft da ist, dann muss die Unternehmensvision nicht jedes Jahr überprüft werden. Aber was ich jedes Jahr überprüfen sollte, ist, ob wir uns noch in die Richtung der Vision entwickeln. Es geht eher um die Fragen: Wie leben wir unsere Vision aus? Wo kommt vielleicht etwas Neues dazu, was die Vision weiterentwickelt? Das ist dann aber eher die Ebene der Mission und Strategie. Die Vision muss stark genug sein, dass sie nicht jedes Jahr überprüft werden muss.

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Das heißt, die Vision ist wie das Grundgesetz eines Unternehmens, recht unveränderbar?

Das ist ein schöner Vergleich.

Nun schreiben Sie aber in Ihrem Workbook „Vision“, dass das Konzept der Vision eigentlich nicht aus einer rationalen Ebene kommt, sondern aus einer kreativeren Quelle.

Wir wissen aus den psychologischen Forschungen, dass jede Vorstellung über etwas Abwesendes – also jede Form der Imagination – uns nur gelingt, wenn wir dazu eine Emotion aufbringen können. Natürlich ist die Zukunft nie anwesend und insofern beschreibt jede Vision einen Zustand, der per se abwesend ist. Deswegen muss er angedockt sein an die Emotion, die die Organisation vorrangig antreibt. Das können sein: Hoffnung, Freude, Mitgefühl und Stolz. Wenn die Vision damit in Verbindung steht, dann ist das Unternehmen stark.

Wenn Sie sagen, dass es einen Mangel an Visionen gibt, Visionen aber letztlich an Emotionen hängen – lässt sich daraus generell ein Problem mit Emotionen im Management ableiten?

Business und hohes Management stehen sehr oft in Verbindung mit knallharten Fakten. Da geht es darum, Values zu erhöhen und zu gestalten, zu erhalten. Es geht darum, dass man, egal was man tut, immer sofort die Values sieht. Logischerweise ist dann ein Zugang über Emotionen entweder ungewöhnlich oder überhaupt nicht erlaubt. Nichtsdestotrotz bieten Emotionen durchaus Vorteile, wie beispielsweise für die Entwicklung der Unternehmensvision.

Welche Vision haben Sie für Ihr Unternehmen, das Zukunftsinstitut?

Schlicht und ergreifend ist die Idee von uns selbst, dass wir die Zukunftskompetenz der Gesellschaft in Deutschland, in Österreich, im deutschsprachigen Raum, deutlich weiterbringen und erhöhen. Das ist unser Bild, unser Streben. As simple as that, aber genau auch deshalb anspruchsvoll.

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