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Hoffnungsvoll schauen wir auf das Kulturleben im Jahr 2021. Mit „Lolly Willows“ erobert ein „Must read“ aus den zwanziger Jahren unsere Herzen, Schuberts „Winterreise“ bringt uns düster-melancholisch durch die dunkle Jahreszeit und mit einem Filmklassiker aus Großbritannien ersetzen wir den Kinobesuch.

Skandalös

Als „Lolly Willows oder der liebevolle Jägersmann“ 1926 erschien, wurde seine Autorin Sylvia Townsend Warner über Nacht zum neuen Star am Literaturhimmel. Innerhalb von zwei Monaten werden drei Auflagen gedruckt. Auf Tea- und Dinnerpartys gehörte es zum guten Ton, den Roman gelesen zu haben. Doch warum? Einfach deswegen, weil die etwas verschrobene und eigenwillige Autorin es gewagt hatte, mit ihrem teuflischen Roman die Selbstbestimmung der Frau einzufordern. Besagte Lolly Willows wagt es nämlich, nach 20 Jahren bravem Jungferndasein aus dem Haus ihres Bruders auszuziehen und im Dörfchen Great Mop ein ruhiges Dasein zwischen Spaziergängen und harmlosen Plaudereien zu führen. Als ihr Neffe die Ruhe massiv bedroht, verbündet sie sich mit dem Teufel, um als Hexe im Bunde mit dem Satan den Schritt in die Unabhängigkeit zu wagen. „Lolly Willows oder der liebevolle Jägersmann“ ist ein zauberhafter, witziger und bissiger Roman, dessen elegant-leichtfüßige Sprache man in heutigen Werken vergeblich sucht.

Sylvia Townsend Warner
Lolly Willowes oder der liebevolle Jägersmann
Dörlemann Verlag, Zürich 2020

Zeitlos

Der Bariton Benjamin Hewat-Craw und der Pianist Yuhao Guo arbeiten seit Jahren gemeinsam an der Winterreise und haben sie schon mehrfach mit großem Erfolg zur Aufführung gebracht. Fast logisch, dass der Schubert-Zyklus Thema ihrer Debüt-Einspielung geworden ist. Schubert selbst komponierte das melancholische Werk 1828, kurz vor seinem eigenen Tod mit nur 31 Jahren. Die „Winterreise“ basiert auf Texten des Dessauer Dichters Wilhelm Müller und gilt als Inbegriff romantischer Liedkunst. In 24 passionsgleichen Stationen gibt der Zyklus die Eindrücke eines von der Liebe enttäuschten Wandersmannes auf seiner ziellosen Reise durch die vom Winter gezeichnete Landschaft wider. Wer Lust hat, sich dem schwermütigen und zugleich zarten Gesang an einem dunklen Nachmittag hinzugeben, ist bei Benjamin Hewat-Craw und Yuhao Guo mehr als gut aufgehoben.

Charmant

Für den Filmtipp greife ich dieses Mal auf eine Empfehlung meines geschätzten Kollegen Stephan Reimertz zurück. Begeistert von dem 1987 entstandenen Film „Wish you were here“ schrieb er im OktoberLynda steht zu ihrem Kind und lässt sich durch nichts unterkriegen. Sie bleibt die kleine Königin der Szene in diesem warmen, humorvollen, in zarten Pastellfarben gedrehten typisch englischen Film.“ Diese Lynda stellt nämlich Anfang der fünfziger Jahre das kleine Seebad, in dem die Fünfzehnjährige lebt, mit frechen Sprüchen, unkonventionellem Verhalten und schließlich einem unehelichen Kind gehörig auf den Kopf. Emily Lloyd stand mit diesem Film am Anfang ihrer Filmkarriere, Regisseur David Leland gab damit sein Regiedebüt.

Wish you were here ist derzeit auf YouTube zum Streamen oder als DVD erhältlich.

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