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In Neuseeland sind die Vampire los, mit Dostojewski geht es nach Russland und Julia Rinderle weckt die romantische Seite in uns.

Die Vampir-WG

Petyr, Vladislav, Viago und Deacon sind Vampire. Ihr Leben kreist um die üblichen WG-Nickeligkeiten – Wer macht sauber? Wer spült? Warum muss es bei jedem Biss immer so eine große Blut-Sauerei geben? – aber ansonsten leben die vier eher zurückhaltend in der Wellingtoner-Vampir-Community im beschaulichen Neuseeland. So beschaulich, dass ein Filmteam die Erlaubnis erhält, eine Dokumentation über die Wohngemeinschaft zu drehen. Die Gegenleistung ist körperliche Unversehrtheit. Doch als Petyr den erst zwanzigjährigen Nick beißt, dem die Zurückhaltung der vier ziemlich egal ist und der mit seinem Vampirdasein prahlt, gerät das ruhige Leben aus dem Ruder. Jetzt haben die Vampire nicht nur das Filmteam an den Hacken, sondern auch Vampirjäger und Werwölfe. „5 Zimmer, Küche, Sarg“ ist eine herrlich schräge und durchgeknallte Mockumentary, die man am besten im Original anschaut. Allein der rumänische Akzent von Viago, der in der deutschen Synchronfassung verloren geht, ist es die Sache wert.

Hier kann man „5 Zimmer, Küche, Sarg” für wenig Geld sehen

Mit dem Zug durch Russland

Eine abenteuerliche Reise durch die wilde Welt des assoziativen Denkens Kraft der Literatur ist Leonid Zypkins posthum veröffentlichtes Meisterwerk „Ein Sommer in Baden-Baden“. Zugegeben, man braucht schon viel Liebe zur Literatur, Geduld bei der Lektüre und ein gehöriges Maß an Muße, um sich durch diese doppelte Reisegeschichte zu lesen. Doch wer es schafft, wird sich fühlen wie Leonid Zypkin, der auf seiner Zugfahrt von Moskau nach Sankt Petersburg auf Dostojewkis Spuren wandelt. Mit dem Tagebuch von Dostojewskis Ehefrau in der Hand, ruckelt er durch die russische Landschaft. Rund 100 Jahre zuvor, 1867, war sie mit ihrem Mann einen Sommer lang in Baden-Baden gewesen. Zwischen Liebe, Frust und Spielleidenschaft kämpft sich das Paar durch die Wochen. Ihre Erlebnisse verschwimmen mit den Gedanken Zypkins und steigern dessen Bewunderung für den großen Schriftsteller. Eine atemberaubende Tour de Force entspannt sich über mehr als 300 Seiten und lässt uns taumeln.

Leonid Zypkin
Ein Sommer in Baden-Baden
Aufbau Verlag, Berlin 2020

Romantik pur

Wenn eine Musikerin Schubert als ihren Herzenskomponisten bezeichnet, dann steckt schon viel Liebe und Hingabe an seine Musik in den Worten. Und das merkt man im Spiel von Julia Rinderle. Die junge Pianistin hat sich nach 2016, als sie Anselm Hüttenbrenner, einem gänzlich unbekannten Zeitgenossen von Franz Schubert mit einer CD ehrte, mit ihrer „Schubertiade on Piano“ nun ganz dem großen Liedkomponisten gewidmet. Er wurde nur 31 Jahre alt und so ist das feine Album von Julia Rinderle auch ein Streifzug durch die kurze Schaffensperiode von Franz Schubert. Wer also von Vampiren und russischer Literatur erschöpft ist, findet bei Julia Rinderle Balsam und Romantik pur für die Seele.

Julia Rinderle
Schubertiade on Piano
ARS Produktion 2019

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