„Zwei glorreiche Halunken“ fesseln uns vor dem Stream, „Die Detektive vom Bhoot-Basar“ entführen uns ins wahre Indien und Lydia Maria Bader musiziert zu Hause. Damit lässt sich das Motto #StayHome im April 2020 doch zumindest etwas leichter umsetzen.
Film-Klassiker „The Good, the Bad and the Ugly“ für daheim
Was soll man dazu noch schreiben? „The Good, the Bad and the Ugly“, dessen alberner deutscher Titel „Zwei glorreiche Halunken“ eher an Bud Spencer und Terence Hill erinnert, gehört zu DEN Italo-Western-Klassikern schlechthin. Er ist der dritte Teil einer Trilogie nach Für eine Handvoll Dollar und Für ein paar Dollar mehr von Sergio Leone. Aber er funktioniert auch ohne seine Vorgänger hervorragend. Klar, der Film ist nichts für zarte Gemüter. Drei amoralische und illusionslose Desperados reiten durch die Weiten Amerikas auf der Jagd nach 200.000 Dollar aus der Regimentskasse der Südstaaten. Auf dem Weg dorthin belauert man sich gegenseitig, misstraut jedem und gerät in den Sezessionskrieg. Töten ist erlaubt, aber Krieg führen ist der größte Unsinn der Menschheit. Auch dies ist eine Botschaft des Films, der damit auch zu einem Antikriegsfilm wird. Nur eine Frau spielt mit, und die auch nur als Randfigur, die mit ansehen muss wie man ihre Familie niedermetzelt. Der Rest ist Western vom Feinsten.
Der Film-Klassiker ist auf diversen Streaming-Plattformen erhältlich.
Das wahre Indien im Roman „Die Detektive vom Bhoot-Basar“
Der neunjährige Jai lebt in einem Basti, einem Armenviertel, einer Großstadt irgendwo im Norden Indiens. Sein Highlight ist die Polizeidokumentation „Police Patrol“. Und als nach und nach Kinder aus der Nachbarschaft verschwinden, meint er, sei die Zeit gekommen, sein gesammeltes Fernseh-Fachwissen anzuwenden und die Verschwundenen zu finden. Doch das ist leichter gesagt als getan. Nicht nur bleiben seine Freunde Pari und Faiz skeptisch, auch die Welt der Erwachsenen gerät zunehmend in Unruhe angesichts der Gefahr. Was wie ein Detektivroman klingt, ist ein erschütterndes Drama aus einem Indien jenseits aller Folklore. Hier herrschen Gewalt und Gefahr vor, Kinderarbeit und Armut, Aberglauben und Korruption, Religionskonflikte und Kastendenken, Hunger und Krankheit. Den Behörden ist ein Kinderleben mehr oder weniger gleichgültig und den Wohlhabenderen in den Hi-Fi Towers kommt es nur darauf an, dass die Haushaltshilfe morgens zur Arbeit erscheint. Deepa Anappara hat lange selbst in Bombay gelebt und als Journalistin gearbeitet. Ihr Roman geht unter die Haut und schafft es gleichzeitig, unbeschwert und leichtfüßig von einem Indien zu erzählen, dessen Farben und Gerüche einen gefangen nehmen.
Deepa Anappara
Die Detektive vom Bhoot-Basar
Rowohlt Verlag, Hamburg 2020
German Piano Princess
So wird Lydia Maria Bader in Asien genannt. Viele Konzertreisen führte die junge Pianistin nach China bis in die Innere Mongolei, über zehntausend Besucher im fernen Osten strömen zu den Konzerten der jungen Deutschen aus Offenbach. Ihre rund zehnjährige musikalische Erfahrung mit dem Reich der Mitte fließt nun in ihr Konzertprogramm „Chinese Dreams“ ein. Auch für Klassikungeübte sind die wunderschönen Melodien chinesischer Komponisten gut geeignet. Wer chinesische Zittermusik erwartet, wird eines besseren belehrt: Lydia Maria Bader nimmt uns mit auf eine Reise, in der zeitgenössische chinesische Kompositionen, die auf traditionellen Volksliedern basieren, auf selten gehörte abendländische Musik im Stil der Chinoiserie treffen. Eigentlich hätte die CD im Mai erscheinen sollen. Jetzt wird es Juni. Aber wer ganz vorne dabei sein möchte, der schaut jeden Freitagabend um 18 Uhr im Wohnzimmer von Lydia Maria Bade vorbei und hört sich ein Stück des Albums schon vor der Veröffentlichung an. Zum Konzert jeden Freitag um 18 Uhr geht’s hier.
Lydia Maria Bader
Chinese Dreams
ARS Produktion, ab Juni 2020 im Handel
Titelbild: pexels.com
