Der Horror-Märchen-Film „Endzeit“ ist apokalyptisch, Helene Bukowski Debütroman „Milchzähne“ zeigt die wahre Natur des Menschen und die Pianistin Layla Ramezan entführt uns in 1001 Nacht.
Endzeit-Märchen mit Hoffnung
Allein die Ausgangsidee macht neugierig: Eine Seuche hat die Menschen heimgesucht. Wer befallen ist, dessen Gehirn weicht auf. Er mutiert zum Zombie, der brüllend und hirnlos durch die Landschaft streift und alles anfällt und auffrisst, was sich ihm an Lebendigen in den Weg stellt. Nur Weimar und Jena in Thüringen sind noch Schutzburgen. Hinter Zäunen verschanzen sich die Bewohner, forschen nach einem Gegenmittel und erschießen jeden Neuinfizierten. Die psychisch labile Vivi und die burschikose Eva haben jede für sich ihre Probleme mit der Situation. Eines Tages finden sie sich im führerlosen Versorgungszug, der zwischen den Städten fährt, wieder. Als dieser liegenbleibt, müssen sich die unterschiedlichen Frauen zusammenraufen und in der Wildnis nicht nur den Zombies, sondern auch ihren eigenen Traumata trotzen.
Regisseurin Carolina Hellsgård gelingt ein betörend verstörendes Endzeitdrama, das mit überraschend schönen Naturszenarien aufwartet. Mit der Autorin der Graphic Novel Vorlage, Olivia Vieweg, fürs Drehbuch, und den beiden jungen, noch unbekannten Hauptdarstellerinnen hat sie eine glückliche Hand bewiesen. „Endzeit“ liegt irgendwo zwischen Horror und Märchen und macht klar: Wer mit der Natur lebt, hat eine Chance, zu überleben.
Seit dem 22. August im Kino
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Düstere und packende Dystopie
Kindern, die vom Teufel geschickt wurden, fallen die Milchzähne nicht aus. Das ist die Hoffnung, die Skalde hat, als das kleine Mädchen Meisis vom Dorf beschuldigt wird, für diverse Unglücksfälle im Ort verantwortlich zu sein. Fallen die Zähne aus, ist das Mädchen auch kein Wechselbalg, so argumentiert Skalde gegenüber der Dorfgemeinschaft. Diese lebt in einer unbestimmten Zukunft abgeschottet in einer Einöde unter sengender Sonne. Die letzte Verbindungsbrücke zum Rest der Welt haben die Bewohner zerstört. Und doch tauchen immer wieder Tiere oder eben Meisis mit ihren roten Haaren von irgendwo her auf. Skalde will das Mädchen schützen, kennt sie doch aus eigener Erfahrung die Ablehnung und das Misstrauen der Gemeinschaft. Doch ihr Engagement wird zunehmend gefährlich.
Helene Bukowski gelingt mit ihrem Debütroman ein beklemmender Blick in die Natur des Menschen und auf seine irrationalen Ängste vor Fremden und von Heimatverlust gepaart mit Aberglauben mangels Bildung. Brutalität und Gefühlskälte beherrschen das Szenario vor dem Hintergrund einer unbestimmten Gefahr. Treffsicher legt Helene Bukowski in ihrem Debütroman den Finger in die in blutende Wunde unserer Gesellschaft.
Helene Bukowski
Milchzähne
Aufbau Verlag, Berlin 2019
1001 Nacht und 100 Jahre persische Klaviermusik
Layla Ramezan wandelt zwischen den Kulturen: Mit ihrem Projekt „100 Years of Iranian Piano Music“ schlägt sie die Brücke zwischen Okzident und Orient. Im Iran geboren, kam sie mit 17 Jahren nach Europa, studierte in Paris und lebt heute in Lausanne. Die vier Alben umfassende Reihe präsentiert iranische Komponisten, die sowohl in der klassischen iranischen Musik wie auch in der westlichen Welt zu Hause sind. Im zweiten Album geht es nun um Sheherazade, präsentiert als eine Form musikalischer Lesung mit dem gleichnamigen Klavierzyklus von Alireza Mashayekhi. Die Pianistin trägt den Reichtum der persischen Kultur dabei nicht nur durch die Musik, sondern auch durch ihre Persönlichkeit in die Herzen ihrer Zuhörer. Mit Mashayekhi würdigt sie einen Komponisten, der im Iran als Pionier moderner Musik gilt. In seinem Werk verbinden sich viele Traditionen und treffen auf philosophische Reflektion. So lädt die Pianistin ihr Publikum ein, auf eine ganz besondere, innere Reise zu gehen und die Welt von 1001 Nacht vor dem inneren Auge entstehen zu lassen.
Shererazade by Alireza Mashayekhi
Layla Ramezan plays 100 Years of Iranian Piano Music
with Djamchid Chemirani, Narration, and Keyvan Chemirani, Zarb & Santur Improvisations
paraty 2019
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Titelbild: pexels.com