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Wenn es draußen kühler wird, ist ein bisschen fesselnder Flamenco nicht verkehrt. Oder ein groteskt-klamaukiger Krimi bei einer wohltuenden Tasse Tee. Vielschichtiger Filmstoff kann auch nicht schaden. Lassen Sie sich inspirieren – von Barbara Hoppes Kulturtipps im Oktober.

Geliebtes Europa mit Café del Mundo

Manchmal muss man mutig sein. Zum Beispiel mit dem Flamenco die Reise aus Oberfranken heraus in die Welt antreten. Die Menschen vergessen machen, dass wir mit dieser Musik Andalusien verbinden. Jan Pascal und Alexander Kilian haben es gewagt. Seit über 10 Jahren haben sich die beiden Gitarrenvirtuosen als Café del Mundo dem Flamenco verschrieben – und begeistern damit ihr Publikum.
Nun liegt nach ihrem Debüt „La Perla“ ihr neues Album vor. „Beloved Europa“ heißt es und ist eine Liebeserklärung an die Vielfalt. Nach einer langen Konzertreise quer über den europäischen Kontinent kamen sie mit so vielen neuen Ideen zurück, dass sie fast das Album zu sprengen scheinen. Griechenland, Polen, Tango und elektronische Sounds treffen auf Flamenco und sogar Franz Schuberts „Erlkönig“, untermalt mit den wundervollen Merismen der spanischen Flamenco-Sängerin Rosario la Tremendita, steigert sich rhythmisch zu neuer Dramatik. Es ist ein durch und durch gelungenes Album, das uns zwei fantastische Flamenco nuevo Gitarristen hier präsentieren. Grenzen sprengend und absolut mitreißend.

Café del Mundo
Beloved Europa
GLM Music 2018

Kauziges Österreich mit Thomas Raab

Man muss es schon ein bisschen schräg mögen, wenn man „Walter muss weg. Frau Huber ermittelt“ von Thomas Raab zur Hand nimmt. Frau Hubers erster Fall in der beschaulichen Streusiedlung Glaubenthal ist streng genommen kein Krimi. Wenn Frau Huber ermittelt, dann eher zufällig, schon gar nicht wie Miss Marple, auch nicht folkloristisch und weit von einer klassischen „Whodunnit-Manier“ entfernt. Und trotzdem wimmelt es im kleinen Ort plötzlich vor Leichen und schwarz gekleideten Männern Marke Bodyguard. Wie das? Walter, Hannelore Hubers Ehemann, hat nach 53 höllischen Ehejahren endlich das Zeitliche gesegnet. Die Witwe ist überglücklich, nun beginnt ein neues Leben. Die Freude währt nur kurz, denn als der Sarg ins Grab rutscht, springt er auf und heraus purzelt eine Leiche, die nicht Walter ist. Stattdessen hat das Örtchen einen Bestatter weniger und eine schluchzende Frau in Schwarz, die nicht Hannelore ist, mehr. Walters Witwe hingegen wundert sich: Wo ist ihr toter Mann? Und warum verhalten sich alle, einschließlich Pfarrer und Bürgermeister, mehr als merkwürdig? Thomas Raab zeichnet seine Figuren mit viel Ironie und schwarzem Humor. Keine Frage, ein bisschen Spannung ist dabei. Aber eigentlich mögen wir dieses Buch vor allem wegen seiner so herrlich kauzigen und grantigen Charaktere.

Thomas Raab
Walter muss weg
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2018

Feingesponnenes Psychodrama mit Penelopé Cruz

Um komplizierte Beziehungen geht es auch im neuen Film „Offenes Geheimnis“ des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi. Als Laura mit ihrer 16-jährigen Tochter Irene und dem kleinen Sohn Diego aus Argentinien zur Hochzeit ihrer jüngeren Schwester Ana in die spanische Heimat reist, ahnt sie von dem Albtraum, der sie erwartet, nichts. Denn nach der ersten Wiedersehensfreude mit der Familie und Jugendliebe Paco und einem rauschenden Fest, verschwindet Irene noch in der Nacht der Feier spurlos. Als die Lösegeldforderung eingeht ist klar: Irene wurde entführt. Doch warum? Lauras Mann ist pleite, die spanische Familie war vor langer Zeit einmal wohlhabend. Was hat die frühere Verbindung zwischen Laura und Paco damit zu tun? Und warum bekommt auch Pacos Frau Bea Nachrichten von den Entführern? Statt nun einen klassischen Kriminalfall zu entspinnen, konzentriert sich Farhadi auf die Beziehungen der Personen untereinander. Denn schnell ist steht der Verdacht im Raum, dass der Täter ein Angehöriger sein muss, der um alte Schuld und vermeintliche Geheimnisse in der Gemeinschaft weiß. Schicht für Schicht dringt Farhadi in die Tiefen eines Beziehungsgeflechts, seziert das fröhliche Familienleben und ist mutig genug, dabei vieles in der Schwebe zu lassen.

Offenes Geheimnis
Kinostart: 27. September 2018

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