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Endlich sind die warmen Frühlingstage da. Zeit, für Entdeckungen in den Kulturtipps für den Monat April – wie immer mit musikalischen, literarischen und cineastischen Neuerscheinungen.

Leidenschaft vom Nördlichen Polarkreis

Tiefe, volle Konzentration und hundertprozentiges Eintauchen in die Musik: Mit dieser inneren Haltung setzt sich Ekaterina Litvintseva ans Klavier, wenn sie Rachmaninow, Chopin, Mozart oder das technisch höchst anspruchsvolles 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms spielt, mit dessen Interpretation ein Traum der Pianistin in Erfüllung geht. Das Repertoire der russischen Pianistin ist vielfältig. Geboren am nördlichen Polarkreis, spiegelt sich in Ihrer Kunst immer noch die raue Schönheit ihrer Heimat wieder. Die langen Winter und die großartige Natur haben sich tief in der Seele Ekaterina Litvintsevas niedergelassen. Die Harmonie zwischen ihr und der Klassischen Philharmonie Bonn unter der Leitung von Heribert Beissel ist bemerkenswert. Es lohnt, sich dieser jungen Pianistin, die ihre Heimat in Köln gefunden hat, zu widmen und ihre Virtuosität und technische Brillanz zu entdecken.

Ekaterina Litvintsevas CDs der Klavierkonzerte von Rachmaninow, Chopin und Mozart im Handel, Brahms folgt im Sommer.  

Ein heißer Sommer in Kopenhagen und ein eiskalter Mord

Hinein in einen heißen Sommer führt uns Katrine Engbergs Krimi-DebütKrokodilwächter“. In Kopenhagen brennt die Luft. Und bald rauchen auch die Köpfe von Jeppe Kørner und Anette Werner. Sie untersuchen den Mord an der jungen Julie. Gerade erst war sie nach Kopenhagen gezogen, um hier Literatur zu studieren. Nun liegt sie tot und mit merkwürdigen Schnittwunden im Gesicht in der Küche ihrer WG. Niemand im Haus hat etwas bemerkt. Die Hinweise sind spärlich, und was man weiß, ist rätselhaft. Wer war der geheimnisvolle Mann, von dem Julie nichts erzählen wollte? Und was verbirgt Julies Vater? Als die Vermieterin schließlich bemerkt, dass der Mord dem in ihrem angefangenen Romanmanuskript gleicht, scheint die Auflösung des Falls nahe. Doch der Täter denkt nicht daran, das Katz-und-Maus-Spiel aufzugeben.
Erfrischend normal sind die Figuren, die Katrine Engberg in ihrem Krimi entwirft: Die ermittelnden Kommissare sind menschlich. Sie mögen sich und sie streiten sich, haben ein mehr oder weniger glückliches Privatleben und arbeiten hart in ihrem Job. Trotz eines grausamen Mords bleibt der Ton nüchtern, ohne an Spannung einzubüßen. Im Vordergrund steht der Fall. Und so durchbricht die Autorin die Schwemme düsterer Skandinavienkrimis aufs Angenehmste. Herausgekommen ist nicht nur eine bemerkenswert abgeklärt-maßvolle, sondern auch packende Krimi-Premiere.

Katrine Engberg
Krokodilwächter
Diogenes Verlag, Zürich 2018

Ein gelungenes Experiment: „Transit“ von Christian Petzold

Marseille 2018. Die Faschisten breiten sich in Europa aus. Georg, ein Deutscher, kommt in die Hafenstadt, um einem Schriftsteller wichtige Dokumente zu übergeben, doch dieser hat kurz zuvor Selbstmord begangen. Georg beschließt, die Gelegenheit zu nutzen und die Identität des Toten anzunehmen, wartet doch auf diesen das begehrte Visum für eine Ausreise nach Mexiko. Doch als er Marie trifft, ändert sich alles. Denn die Frau ist auf der Suche nach ihrem verschwundenen Mann, einem Schriftsteller…
Regisseur Christian Petzold nimmt sich in „Transit“ eines Stoffes an, den Anna Seghers 1941/42 im mexikanischen Exil schrieb und der 1944 das erste Mal auf Englisch erschien. Darin ist ein junger Deutscher auf der Flucht vor den Nationalsozialisten und versucht von Paris aus die Passage nach Mexiko zu erhalten. Petzold wagt sich an ein künstlerisches Experiment, das glückt: Ohne die Handlung an die heutige Zeit anzupassen, verlegt er das Geschehen von 1944 ins Jahr 2018. Keine Nazi-Schergen, sondern Faschisten in Form einer Sonderheit sind hinter dem Erzähler her, der sich immer wieder aus dem Off einschaltet. Franz Rogowski und Matthias Brandt in den männlichen Hauptrollen spielen ihren Part überzeugend, flankiert von der hervorragend besetzten Paula Beer als Marie. Ruhig und besonnen erzählt, fesselt das Geschehen auf der Leinwand und zieht den Zuschauer in seinen Bann, ohne das oft übliche Betroffenheitsschema zu bedienen. Christian Petzold schafft einen gelungenen „Transfer“ des Romanstoffes und unterstreicht damit einmal mehr sein Talent, gutes Konzeptkino zu schaffen.

„Transit“ ist am 5. April 2018 in den Kinos gestartet

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