Egal ob im Sport, beim Umweltschutz oder für Menschenrechte – für viele Themen engagieren sich deutschlandweit Menschen ehrenamtlich. Über 30 Millionen Deutsche, also mehr als jeder Dritte, setzen sich unentgeltlich in ihrer Freizeit ein, schreibt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in einem entsprechenden Bericht (PDF). Welche Bedeutung ehrenamtliches Engagement weltweit für die Gesellschaften hat, macht der von den Vereinten Nationen einberufene Aktionstag am 5. Dezember deutlich. Denn ehrenamtliches Engagement ist nicht selbstverständlich, immer wieder werden händeringend Ehrenämtler gesucht, die in Verbänden, Vereinen und Stiftungen mithelfen.
Dabei gibt es viele gute Gründe, ehrenamtlich mitzuarbeiten. Welche das sind, wollten wir genauer wissen – und haben beim Verein Terre des Femmes, dem Deutschen Bündnis gegen Depressionen, dem NABU Schleswig-Holstein, der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und dem Welcome Dinner nachgefragt:
Warum ist ehrenamtliches Engagement wichtig?
Entstanden ist ein Kaleidoskop an Antworten, die zeigen: Ehrenamtliche Mitarbeit kann gleichermaßen für die Gesellschaft wie für den Engagierten einen Mehrwert bieten.
Keine Demokratie ohne Ehrenamt
„Ehrenamt bereichert unsere Gesellschaft ungemein. Ehrenamt bzw. bürgerschaftliches Engagement ist für unsere Demokratie unabdingbar. Wir brauchen Menschen, die sich für ihre Positionen einsetzen und sich für die demokratischen Werte stark machen. TERRE DES FEMMES ist stolz darauf, dass im Verein so viele engagierte Mitfrauen aktiv sind.“
Maja Wegener, Leiterin der Abteilung Themen, Projekte bei TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V.
Lückenfüller im Versorgungssystem
„Ehrenamtliches Engagement kann Lücken im Versorgungssystem ausfüllen und dazu beitragen, dass zum Beispiel an Depression erkrankte Menschen wieder stärker am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Unser bundesweites Netzwerk regionaler Bündnisse gegen Depression würde ohne Ehrenamt nicht funktionieren. Dank vieler ehrenamtlich Engagierter können wir Menschen, die an Depression erkrankt sind und deren Angehörigen, verschiedene wohnortnahe Angebote machen – im Freizeitbereich und Selbsthilfe. Wir schulen Multiplikatoren und bieten öffentliche Veranstaltungen an, um auf die Volkskrankheit Depression aufmerksam zu machen und Vorurteile abzubauen. Für all diese Aktivitäten werden keine öffentlichen Gelder zur Verfügung gestellt. Umso dankbarer sind wir allen Menschen, die sich ehrenamtlich für die über 5,3 Millionen an Depression erkrankten Menschen engagieren.“
Dipl.-Psych. Ines Heinz, Projektleitung Deutsches Bündnis gegen Depression e.V.
Leben außerhalb des Arbeitsplatzes
„Ehrenamt im NABU bedeutet Freude an der Natur und Umgang mit interessanten Menschen, aber auch die Bereitschaft zu kontinuierlichem Engagement. Diese Erfahrungen kann man weder „googlen“, noch zwischen 8:00 und 16:00 Uhr vom Bürostuhl aus erleben.“
Dipl. Geogr. Janina Philipp, Geschäftsstellenleiterin der NABU Schleswig-Holstein und NABU-Beauftragte für den Bundesfreiwilligendienst
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Charakterbildung durch Verantwortung
„Ehrenamtliches Engagement ist lebendiger Ausdruck eines bürgerschaftlichen Selbstverständnisses, denn mit ihrem Ehrenamt übernehmen Menschen Verantwortung für unser Gemeinwesen. Die individuelle Bereitschaft, sich einzubringen und dabei nicht nur den eigenen Nutzen im Blick zu haben, ist für den sozialen Zusammenhalt elementar. Aktives gesellschaftliches Engagement ist aber ebenso auch Teil der persönlichen Sinnstiftung: Ja, es ist oft anstrengend und kann manchmal auch Nerven kosten, bereitet jedoch insgesamt viel Freude: Freude daran, zu helfen, mit anderen in Kontakt zu treten und Gutes zu bewirken.“
Dr. Arndt Schnöring, Generalsekretär der Stiftung der Deutschen Wirtschaft
Wertgefühl anderer Menschen stärken
„Als vor ein paar Jahren mehr und mehr Geflüchtete nach Deutschland kamen, da wollte ich etwas tun. Ich wollte nicht länger nur die Fernsehbilder vom Sofa aus verfolgen, sondern aktiv dafür, sorgen, dass die Neuankömmlinge auch wirklich ankommen in Hamburg. Denn dazu gehört mehr als eine Unterkunft, saubere Kleidung und genug Essen. Was Menschen brauchen, ist das Gefühl, dazuzugehören. Ein Teil der Gesellschaft zu sein. Wir vom Welcome Dinner Hamburg schaffen das im Kleinen. Seit rund fünf Jahren organisieren wir Woche für Woche ehrenamtlich Begegnungen am Esstisch zwischen HamburgerInnen und Geflüchteten.“
Julia Wehmeier, Mitgründerin und Vorstand von Welcome Dinner e.V.
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Titelbild: pexels.com