Erfolg kommt selten ohne Hürden. Ob beruflich oder privat – immer warten Hindernisse in Form von Angst, Überforderung, Ohnmacht oder Stolz. Im Interview spricht der ehemalige Fußballprofi und Autor von „Zirkeltraining für die Karriere“ Joachim Pawlik über Niederlagen, Erfolg und die Kunst, einen Gang runterzuschalten.
Herr Pawlik, Sie sprechen und schreiben offen über ihre (beruflichen) Rückschläge. Ist Scheitern gut für den Charakter?
Grundsätzlich ist Scheitern gut für die Charakterbildung. Es hält bodenständig und erdet. Es bewahrt uns davor, uns zu überschätzen und hilft uns, unsere Grenzen zu erkennen. Scheitern ist damit auch der Anfang vom Lernen. Ich glaube, jeder kennt das: Den Moment der Niederlage mögen wir alle nicht. Aber in der Nachbetrachtung stellen wir, wenn wir ehrlich sind, fest, dass wir durch die Konfrontation mit den eigenen Fehlern besser wurden und vorangekommen sind.
Heute arbeiten Sie mit Managern aus der ganzen Welt. Gibt es etwas, das alle gleichermaßen herausfordert?
Die Welt verändert sich schneller denn je. Das fordert alle besonders heraus. Jeder Einzelne muss sich der Beschleunigung stellen und neue Fähigkeiten entwickeln. Denn nur, wer dazu in der Lage ist, wird die Zukunft mitgestalten. Egal ob deutscher Mittelstand oder global agierender Konzern, alle sind damit konfrontiert und müssen das Tempo bewältigen.
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Und die, die es nicht schaffen? Viele Menschen leiden derzeit unter Überforderung und Ohnmachtsgefühlen. Wie finden sie Kraft in der Krise?
Sie sollten sich zunächst bewusst machen, dass man immer eine Wahl hat. Es gibt fast immer Handlungsalternativen. Im Extremfall kann man aussteigen und andere Wege gehen. Deshalb ist ein Ohnmachtsgefühl eine persönliche Entscheidung – und keine gute. Der empfundene Kontrollverlust raubt uns viel Kraft.
Wenn das Gefühl aufkommt, überfordert zu sein, empfehle ich, sich kleine Ziele zu setzen, einen Schritt nach dem anderen zu planen und zu gehen. Die Lage wird überschaubarer und wir erleben Erfolge. Damit gewinnen wir auch Kraft zurück.
»Wenn das Gefühl aufkommt, überfordert zu sein, empfehle ich, sich kleine Ziele zu setzen, einen Schritt nach dem anderen zu planen und zu gehen.«
Aber zu viel des Guten kann auch zu neuen Problemen führen. Mit großem Erfolg ändert sich oft die Art, wie sich Entscheider wahrnehmen und wie sie ihre Mitarbeiter behandeln. Wie fördert man eine empathische Chefetage?
Menschen mit viel Macht brauchen ein Umfeld, das sie auf dem Boden hält. Sie brauchen kritische Stimmen, die ihnen ein ehrliches Feedback geben und dieses zur Not auch unaufgefordert geben. Sie brauchen andere Menschen, die ihnen in Erinnerung rufen, dass der Erfolg nicht nur auf ihren eigenen Schultern gewachsen ist. Das hilft ihnen dabei, sich einen offenen Blick für die vielen anderen zu bewahren, deren Unterstützung sie dort oben brauchen.
Sie sind ein Freund von „langsamem Denken“, auf die Bremse treten. Wie lässt sich das im Alltag anwenden?
Nicht dass ein einseitiges Bild entsteht, auch schnelles Denken ist wichtig. Ohne Intuition und Routine können wir unseren Alltag gar nicht bewältigen. Allerdings sollte die gründliche Analyse nicht zu kurz kommen. Gerade wenn alles um uns herum immer schneller wird, sollten wir zwischendurch bewusst innehalten und nachdenken. Da das langsame Denken nicht von allein „anspringt“, empfehle ich, sich regelmäßig feste Zeiten einzuplanen, um Entscheidungen und Routinen zu hinterfragen. Das fällt leichter, wenn wir uns schriftliche Notizen machen. Schreiben verlangsamt das Denken.
Welche Rolle spielt Training heute in Ihrem Leben?
Im „Zirkeltraining für die Karriere“ schreibe ich in den Stationen auch über meine persönlichen Erfahrungen. Ich beschäftige mich selbst immer wieder mit diesen Themen beschäftige und überprüfe, wo ich stehe und woran ich arbeiten muss. Nicht nur wenn es um sportliche Fitness geht, muss man dranbleiben. Auch im beruflichen Umfeld sollte man bestimmte Fähigkeiten trainieren.
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Foto von Marcela Bolívar auf Pixabay.