„Mögen Sie Meetings?“ Die meisten Menschen antworten auf diese Frage mit einem vehementen Nein. Gründe dafür gibt es viele. Angefangen von der Unklarheit über Sinn und Zweck der Besprechung, über die fehlende Struktur und Methodik, bis hin zu einem rüden Umgang der Teilnehmer untereinander.
Schade eigentlich! Wir alle verbringen einen nicht zu vernachlässigenden Teil unserer Arbeitszeit in Besprechungen und die meisten von uns empfinden die Zeit als wenig produktiv und manchmal einfach nur unangenehm.
Reisekosten sind in vielen Unternehmen ein weiteres Beispiel für eine Situation, unter der alle irgendwie leiden und wo der gesunde Menschenverstand, über den wir ja alle verfügen, oft nicht mehr zum Einsatz kommen darf.
Wir bei creaffective, als selbstorganisiertes Beratungsunternehmen, erleben seit Jahren bei uns selbst und in der Arbeit mit Kunden, dass es viel besser gehen kann. Meetings und Reisekosten sind nur zwei sehr kleine aber konkrete Beispiele, stellvertretend für viele andere Aspekte von Organisationen, wo wir Menschen weit hinter unserem Potenzial von Zusammenarbeit zurückbleiben. Einer unserer Kunden mit über 1000 Mitarbeitern hat zum Beispiel eine Reisekostenrichtlinie, die aus einem Satz besteht: „Wir reisen angemessen.“ So kann es eben auch gehen.
Dem Wandel begegnen, Unternehmen zukunftsfähig machen
Wir sind fest davon überzeugt, dass wir alle uns verändern können und auch müssen. Wir müssen Organisationen fit für die Zukunft machen!
Was heißt das, fit für die Zukunft? In der Einleitung unseres neuen Buches „Future Fit Company“ beschreiben wir ein zukunftsfittes Unternehmen so:
„Wir sehen eine Organisation, deren Strukturen und Tätigkeiten sich flexibel und nach Bedarf an die inneren und äußeren Einflussfaktoren anpassen. In diesen Unternehmen wissen wir als Mitarbeiter, was der Zweck unseres Unternehmens ist und wie wir mit unserem eigenen Tun einen Beitrag zu diesem Zweck leisten.
Der Umgang zwischen den Kollegen findet auf Augenhöhe statt. Menschen, die von Entscheidungen betroffen sind, haben selbstverständlich die Möglichkeit, diese Entscheidung zu beeinflussen. Alle haben freien Zugang zu relevantem Wissen und bekommen das nötige Vertrauen, um eigenständig relevante Entscheidungen zu treffen. Alle Gehälter sind nicht nur transparent, wir gestalten die Gehaltsstrukturen aktiv mit. Ebenso sind alle Mitarbeiter auch dafür verantwortlich, die für sie relevanten Prozesse und Strukturen in Eigenregie zu definieren, regelmäßig zu überarbeiten oder gegebenenfalls abzuschaffen.“
Das mag wie ein Wünsch-dir-was klingen, wie ein idealistisches Modell, das all die Trendbegriffe der Gegenwart vereint und behauptet, das müsse jetzt so sein. Wir behaupten das jedoch nicht einfach. Wir sind davon überzeugt, dass diese Art der Organisation in Unternehmen zentral ist, um auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein – und das aus drei Gründen.
Erstens aufgrund von tiefgreifenden Veränderungen im Umfeld, ausgelöst und beschleunigt durch die Digitalisierung und Möglichkeiten neuer Technologien. Die unter Digitalisierung zusammengefassten Innovationen verändern alles; in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift ada beschreiben Miriam Meckel, Sven Prange und Léa Steinacker treffend die relevantesten Bereiche, nämlich „[d]ie Art und Weise, wie wir wirtschaften, arbeiten, leben und lieben“. Eben, wie gesagt, alles.
Zweitens, weil immer mehr Menschen andere Vorstellungen von guter sinnvoller Arbeit haben und sich zum Glück ihre Unternehmen immer genauer aussuchen. Und drittens, weil wir es als Gesellschaft besser können, als das, was in vielen Organisationen täglich abläuft – im Kleinen wie in Meetings oder bei den Reisekosten, aber auch mit Blick auf das große Ganze.
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Zukunftsfitness ist trainierbar!
Die gute Nachricht: Sich für die Zukunft bereit zu machen, wie oben definiert, kann man als Organisation trainieren! Dabei gibt es aus unserer Sicht eine Reihe von Prinzipien, die allgemein eine Rolle spielen sollten in zukunftsfitten Organisationen. Diese gilt es zu verstehen und der Situation angemessen anzuwenden. Eines von acht Prinzipien, das wir in unserem Buch erklären, ist das Prinzip der Transparenz. Das bedeutet für uns: „Wir verhindern bewusst den Aufbau von Wissensinseln und entsprechenden Machtstrukturen, indem wir Informationen frei zur Verfügung stellen, sofern der Organisation und ihren Mitarbeitern daraus kein Schaden entsteht.“
Konkret ausdrücken können sich diese Prinzipien in spezifischen Werkzeugen, die für bestimmte Situationen zum Einsatz kommen können, wie zum Beispiel der Einsatz von Konsent (nicht Konsens!) zur Entscheidungsfindung oder die Nutzung von Check-in Formaten, um mit einer Gruppe arbeitsfähig zu werden.
Wir sehen vier gedankliche Ebenen (oder Räume) auf denen eine Organisationen ihre Zukunftsfitness trainieren kann. Diese dienen uns als Denkrahmen, um verstehbar und greifbar zu machen, was wie trainiert werden könnte.
Wir unterscheiden:
- einen individuellen Raum, in dem wir über uns selbst und unser Bewusstsein reflektieren. Hier geht es viel um Haltung und unsere Einstellung zu unserer Arbeit in der Organisation.
- einen zwischenmenschlichen Raum, in dem wir miteinander kommunizieren und uns austauschen. Hier geht es darum, wie wir als Menschen miteinander umgehen.
- einen operativen Raum, in dem die Arbeit mit und für unsere Kunden im Fokus steht. Hier geht es um Prozesse und das Management der täglichen Arbeit, das möglichst effektiv ablaufen sollte.
- und einen strukturellen Raum, in dem wir die Struktur unserer Organisation gestalten. Hier geht es um die Verfasstheit der Organisation, die Verteilung von Einfluss und die Frage, wie Entscheidungen getroffen werden.
Die meisten Unternehmen konzentrieren sich momentan auf operative Aspekte. Das ist wichtig, alleine jedoch nicht ausreichend.
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Jeder Macher kann Unternehmen zukunftsfit machen
In der Vorbereitungsphase unseres Buches haben wir viele Gespräche mit Kunden und anderen Unternehmen geführt. Es hat sich gezeigt, dass die allgemeine Notwendigkeit für Zukunftsfitness auf alle Organisationen zutrifft, Unternehmen jedoch teilweise ganz akute Schmerzpunkte haben, die jetzt besonders relevant sind. Wir haben hierzu das Konzept von fünf Ausgangssituationen entwickelt anhand derer sich Unternehmen einstufen können, um besonders relevante Trainingsbedarfe zu identifizieren. Für manche mag zum Beispiel die Frage, wie das Unternehmen zukunftsfähiger und innovativer werden könnte, besonders wichtig sein, während andere besonders überlegen, wie sie die interne Zusammenarbeit verbessern könnten.
Der amerikanische Hindupriester und Unternehmer Dandapani sagt so schön: „The mind is the most powerful tool we have, yet we never get trained how to use it.“ Darin steckt viel Wahres, vor allem: Es gibt nicht nur den einen Weg, den einen Trainingsplan, den es zu verfolgen gilt. Aber auch: Jeder, der sich als Macher, Veränderer und Entscheider sieht, kann beginnen. Denn Unternehmensfitness ist trainierbar. Lasst es uns anpacken!
Titelbild: pexels.com