Es gibt so viele Weisheiten zum Thema Fehler: „Fehler sind menschlich“ oder „aus Fehlern lernt man“. Aber kann man auch froh sein, Fehler gemacht zu haben und falls ja – welche? Das wollten wir von unseren Business-Experten wissen, die aus unterschiedlichen Bereichen der Jobwelt kommen. Daher haben wir sie gefragt:
Welchen Fehler sind Sie froh, gemacht zu haben?
Frank Thelen, Investor und Autor von „Startup-DNA“
Rückblickend bin ich froh, dass ich damals aus Versehen die Festplatte von dem Computer, den mein Opa uns geschenkt hatte, formatiert habe. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen und den inneren Drang, meinen Fehler wiedergutzumachen. So habe ich zur Technik gefunden und mich mit Computern und dem Programmieren auseinandergesetzt.
Michael Pachmajer, Director Digital Transformation PwC und Co-Autor von „d.quarks“
So denke ich nicht. Ich habe keine Angst davor, Fehler zu machen. Sie gehören allesamt zu meiner Persönlichkeitsentwicklung und prägen meine Identität.
Monatlich informiert werden: Noch mehr Hintergründe rund um Transformation und Innovation gibt es in unserem Newsletter. Jetzt abonnieren! |
Andri und Gieri Hinnen, Autoren von „Reframe it!“
Leider sind wir da nach wie vor nicht so tiefenentspannt, wie wir das gerne wären. Dass Fehler passieren, ist natürlich okay und wir haben beide mehr Fehler im Leben gemacht als irgendetwas anderes. Aber die ganze „Successful Failiure“-Story ist ein Reframing, an das wir nur bedingt glauben. Ein Beispiel: Unternehmerinnen und Unternehmer haben bei der ersten Gründung eine 23%ige Chance, dass ihre Firma erfolgreich wird. Bei der zweiten Gründung steigt diese Chance bei Unternehmerinnen, die beim ersten Mal Erfolg hatten, auf stattliche 80%. Bei Unternehmerinnen und Unternehmern, denen beim ersten Mal kein Erfolg vergönnt war, liegen die Chancen nach wie vor bei – genau – 23%.
Christopher Rheidt, Geschäftsführer TA Triumph-Adler, und Daniel Wagenführer, General Manager Business Development & New Business bei TA Triumph-Adler, sowie Autoren von „Digital Tour Book“
Christopher Rheidt: Ich dachte früher wie viele andere Mittelständler auch, dass TA Triumph Adler ganz schnell und grundlegend digitalisiert werden muss. Aus der Erkenntnis heraus, dass das nicht stimmt, haben wir eine für uns und für den Mittelstand wegweisende Methode entwickelt: Die Bodenständige Digitalisierung, die den Ansprüchen und Bedürfnissen des Mittelstandes entspricht.
Daniel Wagenführer: Als ich sehr viel in Digitalien unterwegs war, also wie im „Digital Tour Book“ beschrieben viel mit Berliner Start-ups zu tun hatte, habe ich ein bisschen den Kontakt zu den Kollegen im eigenen Unternehmen verloren. Ich habe daraus gelernt: Dank dieses Fehlers habe ich nun einen so guten Draht nach innen wie nie zu vor.
Bernadette Tillmanns-Estorf, HR- und Kommunikationsexpertin von B. Braun, sowie Co-Autorin von „Tasks & Teams“
Hierauf habe ich auch nach langem Nachdenken keine Antwort gefunden. Über meine Fehler ärgere ich mich meistens, auch wenn ich aus jedem einzelnen gelernt habe.
Oliver Greiner, Strategieberater bei Horváth & Partners und Autor von „Touchdown“
Ist ein Fehler, über den man froh ist, wirklich ein Fehler? War es ein Fehler, vor über 20 Jahren in eine kleine Beratung einzusteigen, statt in eine große globale Agentur? Heute bin ich froh, dies gemacht zu haben. War es ein Fehler, die Stelle in einem Konzern abzulehnen, bei der ich mich mit der Frage der Ladeinfrastruktur für Wasserstoff hätte auseinandersetzen müssen? Heute bin ich froh, auf anderem Weg zu einer Stimme der Förderung der Elektromobilität geworden zu sein. War es ein Fehler, ein Buch zu schreiben, statt meine freie Zeit mehr mit Familie, Freunden und beruflichen Kontakten zu verbringen? Heute bin ich stolz, dass ich meine Ideen mit vielen Menschen in diesem tollen Format teilen konnte.
Titelbild: pexels.com