Der Jobeinstieg bedeutet: Geld! Juhu! Endlich! (Außer natürlich, es handelt sich um ein Volontariat oder Referendariat. Dann kann man sich primär darüber freuen, dass der Strom in der Firma umsonst ist und das Handy für lau aufgeladen werden kann.) Von nun an interessiert sich niemand mehr ernsthaft für deine Studiumsnoten, sondern es geht um Fähigkeiten – vor allem auch um die sozialen. Und die werden schon früh am Morgen gefordert.
1. Vor dem ersten Kaffee freundlich sein
Die Kaffeemaschine ist der interdisziplinärste Ort in deinem Unternehmen. Vom Projektleiter bis zum Praktikanten steht da jeder, manchmal vielleicht sogar der Vorstand (außer, er lässt ihn sich bringen – was wahrscheinlich ist – oder – was noch wahrscheinlicher ist – er hat eine eigene Maschine). Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: In der Kaffeeküche muss man früh am Morgen vor dem ersten Kaffee schon nett sein. Selbst wenn man noch müde ist: go for Smalltalk; einfach nach dem Kletterausflug am Wochenende fragen oder ob der Hund noch Durchfall hat. So sammelt man spielerisch Pluspunkte, ohne inhaltlich punkten zu müssen. Und: Die Kollegen merken sich dadurch das Gesicht und den Namen nach dem Jobeinstieg.
2. Network Smoking
Wer raucht, networkt. So einfach ist das, weil alle Raucher etwas verbindet: die Sucht. Diese Gemeinsamkeit ist zwar kein super Gesprächseinstieg (Smalltalk-Anfänge wie „Hustest du morgens auch so Schleim-Bröckchen?“ sind eher unschön), aber sorgt für die Vernetzung mit Leuten, die sonst von Meeting zu Meeting hetzen. Ob es beim Gespräch mit dem Chef um ein konkretes Projekt oder um das Wetter gehen soll, hängt von den eigenen Zielen ab. Und wer selbst kein Raucher ist: Einfach die Kollegen in die Zigarettenpause begleiten und die Chance zum Austausch nutzen.
3. Die eigenen Stärken subtil einbringen
Niemand mag Angeber. Selbst viele erfolgreiche Menschen sind unbeliebt, eben weil sie besser sind als andere. Das sollte aber nicht bedeuten, dass man sein Licht unter den Scheffel stellen muss. Denn wer geschickt im Lenken von Gesprächen ist, kann durchaus dafür sorgen, dass gleich zu Beginn der Karriere der Fokus auf den eigenen Arbeits-Highlights liegt – und nicht auf dem Projekt, das gerade in den Seilen hängt. Bei Fragen von Kollegen oder dem Teamleiter also lieber von der selbst gestarteten reichweitenstarken Facebook-Kampagne sprechen als von gescheiterten Snapchat-Versuchen. Um strahlen zu können, lohnt es sich, ein paar Fakten parat zu haben – idealerweise auch (schlechtere) vergleichbare Aktionen der Konkurrenz.
4. Social-Media-Gott sein
Im neuen Unternehmen einfach musical.ly als Trend-App bezeichnen – schon wirkt man wie der absolute Social-Media-Pro. Wer dann schon mal eine VR-Brille aufhatte oder sogar einen eigenen YouTube-Channel bespielt, kann sich sicher sein: Gerade ältere Kollegen werden Hilfe und Einordnung einfordern und schätzen. Egal, wie gut die Social-Media-Skills wirkich sind: Die Kollegen werden Fragen zur Funktion des Facebook-Algorithmus stellen, nach dem Sinn von Filtern bei Snapchat fragen oder wissen wollen, was die besten Hashtags für Twitter sind. Wer das leicht verständlich erklären kann, wird (so ziemlich) ewige Dankbarkeit erfahren. Und das kann nie schaden.
5. Ehrlich währt am Längsten (ja, wirklich)
Beginnen wir mit der Ausnahme: Nie der Sekretärin oder Vorstandsassistenz sagen, dass die Ethno-Sandaletten extrem hässlich sind (generell: es sich besser nie mit Menschen am Empfang oder im Büro des Vorstands verscherzen). Aber sonst gilt im Job: Ehrlich ja, unhöflich nein. Wenn ein Kollege einen abgrundtief schlechten Text geschrieben hat – sagen. Ist er professionell, freut er sich über das Feedback und die Verbesserungsvorschläge, die natürlich immer zum Feedback mitgeliefert werden sollten. Sollte der Kollege es aber persönlich nehmen, gilt: Er muss verstehen, dass es um das beste Ergebnis für das gemeinsame Projekt geht.
6. Nicht jeden Ratschlag annehmen
Gerade ältere Kollegen neigen dazu, beim Jobeinstieg Ratschläge geben zu wollen. Ohne Zweifel sind viele dieser Tipps sinnvoll, immerhin sind sie schon länger im Geschäft und haben eigene Erfahrungen gemacht und idealerweise daraus gelernt. Aber: Das heißt noch lange nicht, dass man alle Ratschläge blind annehmen sollte. Stattdessen gilt: Auf das Bauchgefühl vertrauen und sich selbst hinterfragen, ob sie wirklich Sinn machen. Wer hinter dem steht, was er tut, der strahlt das auch aus. Ratschläge halbherzig anzunehmen, bringt daher niemanden weiter. Und wer wirklich einmal nicht weiter weiß: Niemand verbietet es, sich eine zweite und sogar eine dritte Meinung einzuholen. Dann lässt sich immer noch ein Urteil fällen.
7. Auch beim Jobeinstieg ans eigene Leben denken
Um es ganz kurz zu machen: Es ist nur ein Job. Ja, er nimmt einen Großteil des Tages ein und ja, er macht im Idealfall auch Spaß. Aber schaut man in zwei Jahren noch zurück und denkt an den Moment, als man an einem Freitagabend um halb neun noch eine Mail zur Abstimmung rausgeschickt haben, die der Chef sowieso erst Montagmorgen liest? Wohl kaum. Klare Grenzen, wie sehr der Job das eigene Leben bestimmen soll und wann Zeit für persönliche Interessen ansteht, sind wichtig!
Dieser Beitrag erschien in ähnlicher Weise zuerst auf der mittlerweile eingestellten Seite So. Digi. Pop..
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