Audrey Hepburn beschert uns ein Wohlgefühl, der Pianist Ivan Ilić nimmt uns mit auf eine ungewöhnliche Entdeckungsreise und der „Struwwelpeter“ ist noch lange nicht außer Mode.
Feel-Good
Als der Modemachter Hubert de Givenchy 1953 gefragt wurde, ob er die Filmkleider für „Miss Hepburn“ in dem Film „Sabrina“ entwerfen wolle, dachte dieser an Katherine Hepburn. Doch es war die zarte Audrey, die schließlich vor ihm stand. Eine Begegnung, die nicht nur eine lebenslange Freundschaft zur Folge hatte, sondern auch die schönsten Kleider hervorbrachte. Denn bald schneiderte Givenchy auch die private Garderobe der Schauspielerin. In ausdrucksstarken und farbenfrohen Bildern, die Modeskizzen gleichen, nimmt der niederländische Illustrator seine Leser mit auf eine Reise zweier glamouröser Leben. Kurze Texte verbinden die Modehighlights, in einem Buch , das zwar keine Biographie ist, aber so zauberhaft gute Laune verbreitet und zum Träumen anregt, das man es immer wieder gern zur Hand nimmt.
Philip Hopman
Audrey & Hubert
Die Geschichte einer Freundschaft
Midas Collection, Zürich 2021
Wiederentdeckt
Nicht nur Ludwig van Beethoven feiert im letzten Jahr seinen 250. Geburtstag. Auch sein Zeitgenosse und Freund Antoine Reicha erblickte 1770 das Licht der Welt. Doch während die Beethoven-Festlichkeiten weitestgehend wegen der Corona-Maßnahmen abgesagt wurden, hatte es Antoine Reicha ungleich schwerer: Der Komponist stand lange im Schatten Beethovens. Viele seiner Werke blieben bereits zu Lebzeiten unaufgeführt und auch nach seinem Tod blieben sie häufig ungespielt. Der Pianist Ivan Ilić widmet sich in einer Serie von fünf CDs ausführlich dem vernachlässigten Œuvre Reichas. Nummer drei der „Rediscovered“-Reihe ist gerade erschienen und man darf sich freuen: Ivan Ilić ist der richtige Mann für Reichas Werk. Mit eigenen Texten, Radio- und Videoproduktionen und seiner Auseinandersetzung mit bildender Kunst, Schauspiel und Neurowissenschaft erschließt der Pianist immer wieder neues Publikum für ungewohnte Musik. Aber keine Angst: Antoine Reichas Musik ist mindestens so schön und harmonisch wie die von Beethoven und lädt ein, wirklich mal jenseits des Mainstreams auf Entdeckungsreise zu gehen!
Ivan Ilić
Antoine Reicha Vol. 3
Chandos 202
Aktuell
Mit seinem Erscheinen 1845 begann die beispiellose Erfolgsgeschichte des Struwwelpeter. Mehr als 540 Auflagen, übersetzt in über 40 Sprachen und 70 Dialekte – das Bilderbuch des Frankfurter Arztes und Psychiaters Heinrich Hoffmann gehört zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbüchern. Ein Quartett des Kammerorchester Basel nimmt nun mit seinem Album Struwwelpeter – eine (haarige) Geschichte kleine und große Hörer und Hörerinnen auf eine ungewöhnliche musikalisch-erzählerische Reise. Sind die pädagogischen Maßnahmen heute nicht mehr nachvollziehbar , so ist der Inhalt doch hochaktuell. Denn Heinrich Hoffmann engagierte sich vehement für die Rechte von Minderheiten und trat gegen Diskriminierung an. Die Geschichte der „schwarzen Buben“, die einen „kohlpechrabenschwarzen Mohr“ drangsalieren und dafür ins Tintenfass getaucht werden, ist hierbei das deutlichste Beispiel für eine antirassistische Botschaft. Die begleitende Musik besteht aus Arrangements und eigenen Kompositionen der beteiligten Musiker bei denen sie auf Auszüge bekannter klassischer Werke zurückgreifen, aber auch Tangorhythmen, Ska- und Reggaeklängen sowie New Orleans Jazz auf dem Banjo umfasst. Durch die Verbindung von Sprache, Gesang, Musik und Kommentierung ist so ein Hörspiel entstanden, das ebenso Familienerlebnis ist wie Musikvermittlung.
Ein Quartett des Kammerorchester Basel
singt und spielt Struwwelpeter – eine (haarige) Geschichte
Solo Musica 2021
Foto: Pixabay